Auf http://orf.at/stories/2090104/2090131/ meldet ORF.at unter der Überschrift" Facebook sperrt seine Nutzer ein":
„Entführung“ der Nutzerdaten
Facebook setzt alles daran, dass sich seine Nutzer möglichst nur noch innerhalb dieses Sozialen Netzwerks bewegen. Immer mehr Inhalteanbieter bieten ihren Content direkt in Facebook an, der Nutzer soll sich beim Surfen nicht mehr außerhalb der Mauern von Facebook bewegen müssen.
Ende September stellte Facebook-Gründer Mark Zuckerberg bei der Facebook-Konferenz f8 jene Neuerungen vor, die nun zunehmend schlagend werden. Dazu gehören auch die neuen Anwendungen auf Basis von Facebooks Open Graph mit der automatischen Nutzererfassung.
Eine dieser Anwendungen ist die Musikstreaming-Anwendung Spotify, die seit kurzem auch in Österreich verfügbar ist. Diese kann nur mit einem Facebook-Account genutzt werden, die Anwender können im Gegenzug die von ihnen gerade gehörte Musik in ihrem News-Stream auf Facebook veröffentlichen. Das sorgte gerade in den letzten Tagen für einigen Frust und Ärger bei der Facebook-Community, da der Dienst unablässig kommuniziert, welche Musik der jeweilige Nutzer gerade hört.
Apps plaudern Nutzerverhalten aus
Diese Funktion kann zwar, wie auch bei anderen Anwendungen, abgedreht beziehungsweise eingedämmt werden, zeigt aber ein grundlegendes und stärker werdendes Problem auf: Facebook drängt seine Nutzer dazu, immer mehr Infos über sich im Sozialen Netzwerk zu posten. Das soll einerseits helfen, dass andere Nutzer so neue Inhalte entdecken und konsumieren, andererseits versucht Facebook so möglichst viele Infos über die Vorlieben und Geschmäcker der einzelnen Nutzer in Erfahrung zu bringen. Ziel ist, damit die Werbung gezielter an den Mann beziehungsweise die Frau zu bringen.
„Reibungsloses Teilen“
„Reibungsloses Teilen“ nennt Zuckerberg diese Funktion, die nun verstärkt Kritiker auf den Plan ruft, da Facebook in ihren Augen vor allem Content-Spam produziert. Klickt zum Beispiel ein Nutzer in der Facebook-Anwendung der US-Zeitung „Washintgon Post“ (Washington Post Social Reader) eine Schlagzeile an, scheint diese Aktivität im Newsfeed oder Ticker seiner Freunde auf - er muss dazu nicht einmal mehr gezielt den Teilen-Button klicken.
Klickt ein Freund dann den Link an, wird er wieder zur Anwendung umgeleitet und muss diese zulassen, um den Artikel lesen zu können - und zeigt das wiederum bei seinen Freunden an, ohne Kommentar, ob er den Artikel gut findet oder schon nach einem Absatz das Lesen abgebrochen hat.
Facebook trackt alle Nutzer
„Entführung“ bezeichnet die IT-Website ReadWriteWeb die Vorgehensweise. Facebook zerstöre damit das Teilen von Inhalten, meint CNet. Doch das ist nur eine Seite. Denn Facebook zieht auf diese Weise auch die Mauern rund um sein Soziales Netzwerk immer höher und dichtet sie zunehmend ab. Der Nutzer soll sich möglichst nicht mehr aus dem „geschützten“ Bereich hinausbewegen und möglichst viel Zeit innerhalb von Facebook verbringen und dort seine Datenspur ziehen.
Wo er sich doch noch außerhalb von Facebook bewegen muss, sorgen gezielt gesetzte Cookies dafür, dass Facebook alle Bewegungen des Nutzers im Web aufzeichnen kann. Wie unter anderem im vom Wiener Max Schrems angestrebten Verfahren gegen Facebook herausgekommen ist, speichert Facebook mit den Cookies nicht nur das Surfverhalten seiner Nutzer, sondern aller Personen, die die Facebook-Seite ansurfen und zwar bis zu 90 Tage, selbst wenn diese kein Facebook-Konto haben und nicht eingeloggt sind.
Schön machen für den Börsengang
Facebook bewege sich immer mehr weg von dem, was die Nutzer wollen, sagen Kritiker, der Anbieter achte vor allem auf das eigene Geschäft und weniger auf die Bedürfnisse der Anwender. Bisher gibt es zumindest bei den Zahlen noch keine Auswirkungen, rund 800 Millionen nutzen laut letzten Zahlen Facebook. Die Inhalteanbieter profitieren laut eigenen Angaben ebenfalls davon, Spotify etwa kam durch die Kooperation auf aktuell 2,5 Millionen zahlende Kunden. Gerade für Facebooks angepeilten Börsengang sind solche Zahlen naturgemäß wertvoll.
Auf den Spuren von AOL
Beispiele aus der Vergangenheit zeigen aber, dass Versuche, die Grenzen zu eng zu ziehen, von den Nutzern immer wieder verweigert wurden und auf lange Sicht zu Fluchtbewegungen geführt haben - wie etwa beim Serviceprovider AOL, der nach einer kurzen Boomzeit zur Bedeutungslosigkeit verkam und nun im Content-Geschäft, unter anderem mit der Huffington Post und dem Techblog Engadget, wieder ein Geschäft sucht. Einen derartigen „Walled Garden“ zu betreiben, wird auch Apple immer wieder vorgeworfen, etwa mit den Apps für sein iPhone.
Während Apple trotz aller Kritik seinen Kultstatus verteidigen konnte, hat Facebook vor allem von Datenschützern zunehmend mit Gegenwind zu kämpfen. Ob ihre Argumente auch von der breiten Masse gehört werden, wird sich zeigen - denn selbst wenn der Aufschrei bei den Änderungen bei Facebook immer groß war, hat sich am Ende der Großteil immer damit abgefunden. Und bisher wächst Facebook konstant weiter.
Links:
- ReadWriteWeb „Facebook, ‚Sharing,‘ and the Freedom to Opt Out“
- ReadWriteWeb „Facebook Hasn’t Ruined Sharing, It’s Just Re-Defined It“
- ReadWriteWeb „Why Facebook’s Seamless Sharing is Wrong“
- CNet
Für mich klingt das wie eine Horrormeldung, als ob Facebook das ganze Internet übernehmen bzw. ersetzen wollte. Ist diese Meldung ernstzunehmen? Was soll das - "Benutzer einsperren"? Wie kann mir denn Facebook verbieten, andere Web-Seiten als Facebook aufzurufen?
Als ob Facebook eine kriminelle Organisation wäre, die die Weltherrschaft übernehmen wollte???
Ich nehme doch stark an, dass die Autoren dieses Artikels ein wenig übertrieben haben!