Weil oben unsere Statistiken (http://www.joinvision.com/jv/x/n/t-TStat) zitiert wurden, hier auch mein Senf als Betreiber des Jobportals zur Frage: "Warum gibts nicht mehr Ruby-, Python-, Smalltalk-, ...-Jobs, sondern nur Java, C#, Oracle und SAP?", dazu folgende Erklärungsversuche:
1) Liegt primär an ökonomischen Faktoren, die in mittleren und vorallem großen Unternehmen wirken, die Jobs ausschreiben:
a) Größere Projekte brauchen ja nicht nur eine Programmiersprache, sondern ein ganzes IT-Ökosystem drumherum, wie z.B. Tools, Libraries, Richtlinien, Schulungen und Frameworks, um die fachspezifischen Abstraktionen zu bauen (unterschätzt man oft als außenstehender).
b) Das zieht Fixkosten pro Technologie nach sich (sagen wir 1 Mio Euro), sodass das Management versucht, die Anzahl der entstehenden Technologie-Cluster gering zu halten. So haben viele große Unternehmen oft einen Java-, .net-, IBM-Mainframe-, Oracle-Cluster, und in jedem dieser Cluster sitzen die jeweiligen Technologie-Spezialisten und machen sehr ähnliche Dinge--sind sogar oft eigene Abteilungen die sich gegenseitig konkurrenzieren. Diese Cluster funktionieren mehr oder oft auch weniger gut. Wenn ein Java-Programmierer nimmer will, holt man sich vom Markt Ersatz, der Cluster ist normalerweise groß genug mit Backup-Regelungen, sodaß der Wechsel vielleicht unangenehm, aber nicht existenzbedrohend ist---jeder ist ersetzbar. Dem Management ist lieber, 20 mittel-gut motivierte Java-Programmierer zu haben, die gegenseitig und vom Markt austauschbar sind, als 3 top-motivierte Techis, einen Smalltalk-, einen Python und einen Ruby-Experten, die jeweils auf einem Projekt arbeiten, sich blöderweise halt auch ihr eigenes Ökosystem schnitzen müssen und wenn einer geht, hat das Management ein Problem.
c) Wenn nun Technologie-Hypes durchs Land ziehen (z.B. Ruby mit oder ohne Rails), sehen die Techniker die Innovation gegenüber dem Java, das tagein tagaus verwendet wird, endlich Closures, endlich produktiver. Das Management hat aber schon genug davon, weil in jedem Technologiewechsel (Cobol, C++, Java, ...) Millionen Euros investiert werden.
d) Die Mehrzahl der großen springen daher erst dann auf einen Zug auf, wenn die Technologie Mainstream wird, also ziemlich sicher ist, dass die Investition in das benötigte Ökosystem durch viele produktiv umgesetzte Projekte über mehrere Jahre amortisiert wird.
e) Die großen evaluieren zwar und erstellen vielleicht Prototypen mit neuen Technologien, aber das führt selten zu einer Stellenanzeige nach außen, da man damit zuerst einmal die internen Mitarbeiter belohnt. Jobs werden nur in den jeweiligen Mainstream-Technologien ausgeschrieben, und davon versucht man nur wenige zu haben.
2) Kleine Unternehmen, am anderen Extrem, sind grundsätzlich technologie-freundlicher---sie haben dadurch einen Innovationsvorteil, aber auch oft ein höheres Risiko. In kleineren wartet ein PHP/Perl-Programmierer ein Projekt (ohne Backup), wenn er nicht mehr will, muß man den Code sowieso weghauen---Gelegenheit es neu zu schreiben, z.B. mit Ruby. Warum gibts dann keine Ruby-Jobs? Hier liegt die Vermutung darin, dass technologisch innovative Jobs begehrt sind und oft relativ schnell informell besetzt werden (i kenn eh jemanden, der ist super) und man damit gar nicht der Weg zu Personalvermittlern geht, die es ja nicht gratis machen--ein paar Monatsgehälter für eine erfolgreiche Vermittlung.
Leider ist die technische Qualität einer Technologie oft wenig ursächlich dafür, ob sie sich am Markt durchsetzen kann. Beispiele dafür gibts genug.
manfred (http://www.joinvision.com)