Der tatsächliche Sachverhalt ist undefiniert, du sagst ja selbst, dass es eine Halluzination hätte sein können. Die Wahrheit "ensteht" erst durch beteiligte Individuen, wir schaffen uns halt ein Modell der "objektiven" Wahrheit, die unabhängig von Zeit, Raum und Mensch existiert, damit wir durch diese Simplifizierung auf der Basis von Ursache und Wirkung in der Welt rational agieren können.
So weit der radikale Konstruktivismus. Es gibt aber auch noch andere Ansichten über die Welt.
Wenn ich also ein Modell entwickle, in dem Hörsäle unendlich dünne Scheiben sind, die je nach Entfernung einer BeobachterIn die Illusion eines Gebäudeinneren erzeugen, (...)
Dann wirst du dir eine eigene Physik basteln müssen, die auf deinem Modell aufbaut und alle heutigen Phänomene zumindest gleich gut, einige aber auch besser erklären muss.
Die Wissenschaft erklärt gerne das aktuell plausibelste "Wahrheitsmodell" zur absoluten Wahrheit und schließt andere Ansätze gerne von vornherein aus, weil diese vielleicht noch nicht so weit entwickelt sind oder mit den Werkzeugen aus dem vorherrschenden Modell nicht bewiesen werden können.
Das mag dein subjektiver Eindruck von Wissenschaft sein. Natürlich gilt dies oft für die beteiligten Personen: Je älter der Wissenschaftler, desto mehr beharrt er wohl auf den alten Modellen; wenn sie nicht mehr gelten würden, wäre sein Lebenswerk zerstört.
Aber für den Wissenschaftsprozess insgesamt gilt das keineswegs und es erschreckt mich, dass du es so siehst, wo du doch selbst gerade eine Ausbildung zum Wissenschaftler machst und einer von ihnen(tm) wirst.
Wissenschaft erhebt keinen Anspruch auf absolute Wahrheit. Religion tut das. In der Naturwissenschaft z.b. ist jedes Modell nur eine Annäherung an die Wahrheit und die Wahrheit kann nie erreicht werden. Das ist jedem guten Wissenschaftler bewusst.
Vielleicht sollte sich die Wissenschaft etwas vom Software-Engineering abschauen: Da geht man immer davon aus, dass Software nie komplett fehlerfrei sein kann und dass nur Bugs nacheinander gefixt werden können, um das Ganze zu verbessern. Und man weiß ganz genau, dass in ein paar Jahren irgendwer das Ganze sowieso neu schreibt mit besseren Sprachen/Technologien, und dass das Bugtracking von vorne losgeht ...
Jahrhunderte der Wissenschaftsforschung sind an dir vorüber gegangen.