(Das soll jetzt keine erschöpfende Antwort auf deine Fragen werden, sondern nur ein paar Denkanstöße)
ist schummeln ok? oder ist die "falschheit" von schummeln nur durch die größenordnung bestimmt?
Prinzipiell ist Schummeln meiner Meinung nach immer schlecht, weil es in irgendeiner Form Betrug ist. Das heißt nicht, dass es nicht fast jeder von uns wohl schon einmal gemacht hat.
Nun muss man aber dennoch zw. den Arten unterscheiden, um die Diskussion etwas zu strukturieren:
* Eigene Hilfsmittel (Schummelzettel, Formeln im Taschenrechner einprogrammieren): Hier schaffst du dir eine "Gedächtnisstütze", die du beim Test dann meistens eh nicht brauchst. Es geht eher um das strukturierte Zusammenschreiben der Lerninhalte und um die Sicherheit. Ist in etwa vergleichbar mit einem Dirigenten, der die Partitur vor sich liegen hat, aber ohnehin auswendig dirigiert.
* Von anderen abschreiben: Hier gibst du Leistungen von Kollegen als deine eigenen aus. Halte ich persönlich für schlimmer als die erste Variante.
ist eine nicht selbstgeschriebene bakkarbeit auch eine form von schummeln? warum ist es mehr schummeln, sich die arbeit schreiben zu lassen, als eine positive note in einem anderen fach? (dass es hier um "schwere" fächer geht, sollte klar sein)
Es gibt sowohl einen qualitativen als auch einen quantitativen Unterschied.
Wozu dient eine Bakkarbeit? Du sollst zeigen, dass du in deinem Fach nach etlichen Semestern Studium dazu fähig bist, komplexe Sachverhalte der Informatik wissenschaftlich zu bearbeiten. Das ist DAS Long-Term-Goal eines Studiums.
Da geht es meiner Meinung nach um viel mehr als wenn du z.b. bei einer Matheprüfung eine kleine Formelsammlung anlegst (die Formeln würdest du später ohnehin meistens nachschlagen) oder beim MC-Test ein paar Kreuzerln vom Nachbar abschaust.
wenn es um prinzipien geht, also um richtlinien der moral, sind diese prinzipien immer einzuhalten? oder steht man erstmal vor einer problemstellung, und entscheidet halt von mal zu mal ob jetzt ein prinzip eingehalten wird oder doch etwas verbogen wird?
Das ist eine wirklich sehr schwierige Frage, an der schon große Philosophen gescheitert sind.
Ein Beispiel (nach Kant): Ist es schlimmer, wenn ein reicher Mann ein Brot im Geschäft mitgehen lässt oder wenn das eine vierfache Mutter tut, die kein Geld hat, um ihre Kinder zu ernähren? Diebstahl ist Diebstahl.
Prinzipien im herkömmlichen Sinn gefallen mir nicht wirklich. Wenn man sie zu streng einhält, sind sie mir ein zu starres Gefüge, um mit alltäglichen Situationen fertig zu werden.
Ich habe mir lieber einen "Ethik-Katalog" zusammengestellt, der auf einigen klaren Grundwerten (z.b. Vernunft, Ehrlichkeit, Gerechtigkeit, ...) basiert, auf denen aufbauend man dann im Zweifelsfall entscheidet, ob eine Handlung gut oder schlecht ist. Ganz klar, dass einem das niemals vollkommen gelingen wird (sonst hätte ich noch nie geschummelt). Aber man kann daran arbeiten.