[X] Dafür.
Das Freiheits-Argument kann ich schon nicht mehr hören. Natürlich ist jedes Verbot in erster Linie eine Einschränkung für die betroffenen Personen. Die Freiheit eines einzelnen geht aber nur bis dahin wo die eines anderen anfängt. Dann ist eben ein Kompromiss zu finden. Derzeit sehe ich diesen nicht gegeben. Es ist einfacher als Raucher kurz hinaus zu gehen um eine zu rauchen als als Nichtraucher den Dunst 1-2 Stunden zu ertragen. Oder als Mitarbeiter den ganzen Tag. Diese können nämlich nicht kurz rausgehen um das Problem zu lösen.
Klar, man muss nicht in ein Raucherlokal gehen. Aber zum einen stimmt das nicht immer (Geschäftsessen, Familienfeiern wo andere die Lokalitäten auswählen) und zum anderen muss man im Leben vieles nicht tun. Eigentlich gibt es sehr wenige Dinge die unvermeidlich sind. Ist das Freiheitsrecht eines Rauchers auf sein Laster wirklich um so viel größer dass sich der Nichtraucher derart einschränken muss? Man könnte den Spieß auch umdrehen und sagen: Der Raucher muss ja nicht ins Lokal gehen. Nicht zu vernachlässigen ist auch die Tatsache dass Passivrauchen schädigt. Und damit meine ich nicht schwere Erkrankungen (ich denke wer nur gelegentlich in Lokale geht und nicht mit Rauchern zusammenlebt, hat diesbezüglich nichts zu befürchten), sondern einfach stinkende Kleidung, kratzende Augen oder - was bei mir immer sehr schnell auftritt - Kopfschmerzen. In der Debatte wessen Interessen wichtiger sind - die des Rauchers auf jederzeitige Ausübung seiner Sucht oder die des Nichtrauchers auf frische Luft - muss man auch berücksichtigen wer den größeren Schaden erleidet, wenn er sie nicht durchsetzen kann.
Das Recht auf Wahlfreiheit kann man nicht immer vorschieben um Freiheiten von einzelnen einzuschränken. Würde ein Lokal beschließen dass Angehörige der $Bevölkerungsgruppe_einfügen$ 50% Aufschlag bezahlen müssen, dann könnte man genauso argumentieren: "Der Besitzer kann machen was er will. Wem's nicht passt, der muss ja nicht hingehen." Trotzdem wäre eine derartige Benachteiligung inakzeptabel, wie wohl jeder einsehen wird. (Wie ich letzte Woche in den Kommentaren zu den Berichten über die Schadenersatzfälle bei Diskriminierung gelesen habe, denken leider manche tatsächlich dass das noch unter die Entscheidungsfreiheit des Besitzers fällt.)
Wie gestern in der Sendung "Im Zentrum" auch diskutiert wurde, ist die derzeitige Regelung für einige Lokalbesitzer tatsächlich ungerecht. Die einen müssen abgetrennte Bereiche führen, die anderen nicht. Die wirtschaftlichen Probleme für etliche Besitzer kann ich nachvollziehen. Was sind also die Alternativen? Entweder ein System in dem jeder selber entscheiden kann ob geraucht werden darf oder nicht, oder ein totales Rauchverbot. Ersteres führt dazu, wie die Erfahrung gezeigt hat, dass die meisten Besitzer das Rauchen tolerieren. Sei es weil die Nichtraucher letztendlich meistens nachgeben und trotzdem kommen, oder weil es eine uralte Tradition ist und es "einfach dazu gehört". Nichtraucher, und erst recht die Mitarbeiter, sind also klar die Schwächeren und müssen sich fügen. Ein totales Rauchverbot dagegen würde alle Lokale auf dieselbe Stufe stellen ohne dabei Gesundheit und Wohlbefinden von vielen zu gefährden. Ich glaube nicht, dass die Gäste ausbleiben würden wenn das Verbot flächendeckend umgesetzt würde. Es gäbe dann ja keine, für viele Betreiber benachteiligende, Ausweichmöglichkeit auf Raucherlokale mehr, so wie das bei der derzeitigen Regelung der Fall ist. Der eine oder andere würde dann vielleicht zu Hause bleiben, aber ich denke das ist die Minderheit. Man muss sich nur fragen: Geht man essen und raucht dazu eine, oder geht man rauchen und isst nebenbei? Außerdem kann man wieder den Spieß umdrehen: Vielleicht würden dann manche kommen, die momentan zu Hause bleiben.