Auf einer kleinen Insel im Stillen Ozean lebt ein Stamm, der eigentümliche Gebräuche hat. So kennt zwar jeder der Stammesmitglieder die Augenfarbe jedes anderen, jedoch seine eigene nicht. Es ist strengstens verboten, über Augenfarben zu sprechen, und jeder hält sich an dieses Verbot. Es gibt außerdem keinen Spiegel, keinen Fotoapparat und keine sonstige Möglichkeit, seine eigene Augenfarbe in Erfahrung zu bringen.
Eine Regel besagt, dass jeder, dem es dennoch irgendwie gelänge, seine eigene Augenfarbe in Erfahrung zu bringen, am nächsten Tag um Punkt 12 Uhr Mittag die Insel von einem definierten Punkt aus verlassen muss. Alle anderen Stammesmitglieder werden über sein Verlassen informiert.
Eines Tages kommt ein Anthropologe auf die Insel. Er stellt überrascht fest, dass es unter den Stammesangehörigen Menschen mit blauen Augen gibt. Am Abend versammelt sich der gesamte Stamm auf dem Marktplatz, um einer Rede des Anthropologen zu lauschen. In dieser Rede sagt der Anthropologe: "Es gibt mindestens einen Blauäugigen unter euch!"
Angenommen, alle Stammesbewohner sind perfekte Logiker und nehmen die hier genannten Regeln ihres Stammes ernst - was wird geschehen? Und wann? Wohlgemerkt: Es werden im relevanten Zeitraum weder neue Stammesmitglieder geboren, noch kommt es zu Todesfällen oder zu freiwilliger Migration.
Die Lösung dieses Logik-Rätsels ist erfahrungsgemäß auch für viele gute Denker verblüffend und stößt häufig zunächst auf Widerspruch. Von manchen wird sie erst nach ausführlicher Erklärung eingesehen. Aus diesem Grund bin ich der Meinung, dass es gut wäre, dieses Rätsel in der Vorlesung aus "Theoretische Informatik und Logik" zu bringen.