Ich bin da ziemlich skeptisch.
Lehrer ist ein undankbarer Job, der in Österreich keine sonderlich hohe gesellschaftliche Stellung hat, von der finanziellen Entschädigung ganz zu schweigen. Die Entscheidung, diesen Berufsweg einzuschlagen, wird auf keinen Fall leichtsinnig getroffen. Diese Realität anscheinend außer Acht lassend zielt die Initiative auf Top-Alumni/æ von Nicht-Lehramtsstudien ab, um sie in mit "schwierigen Bedingungen" kämpfende Schulen zu verpflanzen, d.h. ihnen den Alltag noch komplizierter zu gestalten als den des Durchschnittslehrers.
Die Situation auf dem Arbeitsmarkt ist keine angenehme: jeder potentielle Arbeitgeber besteht auf mindestens dreijähriger Berufserfahrung. Während es in den Vereinigten Staaten vielleicht sogar noch Sinn macht, seine Bewerbung mit besonderen Tätigkeiten wie eben Teach For America "aufzupeppen", verlöre man hier einfach zwei Jahre, in denen man einschlägige Berufserfahrung sammeln könnte.
Da stellt sich also die Frage: gibt es auch nur einen Menschen in Österreich, der
- einen ausgezeichneten Studienabschluss hat
- kein Lehramtsstudium absolviert hat aber trotzdem Lehrer werden will
- in einer mit "schwierigen Bedingungen" kämpfenden Schule unterrichten möchte
- bereit ist, bis zu zwei Jahre des Sammelns einschlägiger Berufserfahrungen zu opfern
? Ich bin zwar Tutor, aber ich glaube nicht, dass auch nur einer der genannten Punkte auf mich zutreffen wird.
Oder bin ich einfach zu zynisch?