Der Artikel von Friedrich Genner - Obmann von Asyl in Not - zum Tod von Liese Prokop hat durch seine recht scharfen Formulierungen starkes Entrüsten ausgelöst, dass medial imho auch sehr stark geschürt und aufgebauscht wurde.
Imho waren die einleitenden Sätze nicht schön. Trotz der berechtigten Kritik an Prokops Politik, hätte ich die Formulierung anders getroffen.
Doch ich finde auch, dass von den Medien und Politikern teilweise doch sehr überreagiert wurde, wenn den NGOs mit Aufkündigung der Zusammenarbeit gedroht wurde.
Was mich eigentlich aufregt ist nicht der Artikel von Genner, sondern die quer durch alle politischen Lager getroffenen Aussagen über Prokop als Ministerin, die mich wirklich sehr nachdenklich stimmen.
"Sie habe dem Amt ein menschliches Antlitz verliehen (Kardinal Schönborn), sei eine Person des Ausgleichs gewesen (Bundespräsident Fischer), habe menschliche Politik gemacht (VP-Klubobmann Molterer), sich stets um die Aufrechterhaltung von Gesprächsbereitschaft bemüht (Grün-Obmann Van der Bellen)."
Von ihrer Menschlichkeit, ihrem Bemühen nach Ausgleich und ihrer Gesprächsbereitschaft haben viele Menschen, die von ihrer Politik betroffen waren und noch weiterhin sein werden nicht viel gespürt.
Ich denke an die vielen Ehepaare und Familien mit Kindern, die durch die verschärften Gesetze und der Abschiebungspolitik getrennt wurden. Einige davon haben nach der Abschiebung den Tod gefunden. Ich denke an den Fall des von Polizisten fast zu Tode geprügelten Bakari J., zu dem Minisertin Prokop kein Zeichen des Bedauerns erkennen ließ und die Polizisten sogar rechtfertigte..
Ich denke an den Bericht zur Integrationswilligkeit der Muslime, die sie immer wieder bewußt mißinterpretierte und behauptete 45% davon seinen integrationsunwillig.
Wenn ich mir das alles in Erinnerung rufe, dann kommen mir so manche Aussagen von SPÖ- und Grün-Politikern wirklich hoch. Von ÖVP, BZÖ, FPÖ hätte ich mir sowieso nicht wirklch anderes erwartet.
Wie dem auch sei, mittlerweile hat Genner seinen Artikel umgeschrieben und man ist bemüht die Wogen zu glätten.
Ich hoffe stark, dass auch die Medien und die Politiker wieder anfangen weniger emotionell (manchmal auch heulreisch) und wieder mehr sachlich über alles diskutieren, damit wieder ein guter Dialog entstehen kann.