• Hier ein kleiner Geschichtsexkurs, den jeder der noch ein Geschichtebuch aus der Oberstufe hat gerne nachprüfen kann:

    Als die Bibel zum ersten mal ins Deutsche übersetzt wurde, waren die Kirchenoberen entsetzt über diese Frevelei. Nicht nur dass man die heilige Schrift nicht in eine profane gewöhnliche Sprache übersetzte, es wurde auch argumentiert dass durch die Übersetzung die Bedeutung verloren ginge.

    Wie wir heute nachlesen können handelte es sich dabei durchaus um eine machtpolitische Überlegung: Das Wort Gottes zu interpretieren und dem Volk etwas einzureden wird dadurch erschwert wenn jeder irgendwo nachlesen kann was wirklich geschrieben steht.

    Wozu diese Geschichte? Manchmal wenn ich ein Fachbuch lese, oder gerade bei Papers wundert es mich wieviele Fremdworte und völlig überzogene Formulierungen benutzt werden. Teilweise kommt es mir so vor als würden die Autoren mit Fachwörterbüchern beim Schreiben sitzen um es möglichst kompliziert zu machen. Das stört mich schon länger, und immer wenn ich jemanden darauf anspreche heißt es nur: Ohne diese Worte würde es die Bedeutung verlieren.

    Aber irgendwie fällt es mir schwer dies zu glauben. Deswegen:

    Ich sponsore demjenigen einen Kasten Bier, der ein Paper/Artikel/medizinischen Befund/Steuererklärung in möglichst leicht verständliche Form übersetzt. Bei mehreren Versuchen nur für das Beste (ich besitzer leider keine Brauerei)

    Falls jemand wirklich genug Zeit hat um so etwas zu machen, werde ich die Übersetzungen nachher zur Abstimmung setzen.

    Wenn das hier ignoriert wird, hab ich glück und spar mir einen kasten bier.

    Für mich denkt mdk!

  • Ich muss sagen, ich kann mich dem überhaupt nicht anschließen. Klar gibt es Leute die gerne mit komplizierten Fachbegriffen um sich werfen. Aber gerade in unserer Disziplin ist das doch eher die Seltenheit. Fachbegriffe haben da in den allermeisten Fällen eine gute Daseinsberechtigung.

    Sämtliche Begriffe, die nicht im Standardwörterbuch stehen, werden doch in der Regel eh zuerst eingeführt und definiert bevor sie verwendet werden, oder es sind einfach Begriffe die sich in einer Teildisziplin durchgesetzt haben und daher als bekannt vorausgesetzt werden können. Dass man nicht bei jedem Vorkommen eines Wortes die Definition wiederholt ist ja wohl klar, sonst würde jedes Paper und jedes Buch endlos lang werden.

    Bei medizinischen Befunden und Steuererklärungen ist das sicher nicht anders. Nur fällt es einem dort halt besonders auf wenn man selbst nicht aus diesem Fach kommt. Dass man als Laie dem Gespräch nicht folgen kann wenn sich zwei Ärzte unterhalten verwundert mich nicht. Ihnen geht es sicher genauso wenn sich zwei Informatiker unterhalten und da Fallen Akronyme wie UML, ER, etc., oder Fachbegriffe wie Interface, Objekt und dergleichen. Klar kann ich statt von Objekten auch von "Instanzen einer Ansammlung von veränderlichen Speicherzellen und darauf arbeitenden Programmfragmenten" sprechen. Aber macht es das verständlicher?

  • ich kann mich dem eigentlich auch nicht anschießen. ich finde es sehr wichtig die entsprechenden termini zu verwenden. vielleicht liegt es daran dass die informatik im gegensatz zu anderen wissenschaften noch relativ jung ist, aber was die begriffsbildung angeht gibt es da noch viel nachzuholen. erst wenn diese begriffsbildung stattgefunden hat macht es sinn ueber ein thema zu reden/zu schreiben.

    beispiel gefaellig? "realtime".

    Willfähriges Mitglied des Fefe-Zeitbinder-Botnets und der Open Source Tea Party.

  • vielleicht liegt es daran dass die informatik im gegensatz zu anderen wissenschaften noch relativ jung ist, aber was die begriffsbildung angeht gibt es da noch viel nachzuholen.


    Aber leider wird das nachgeholt, indem viele Papers mit Definitionen beginnen, die subtil anders sind als die Definitionen im nächsten Paper :) Sowas sollte eher in Büchern stehen. Aber ja, da wir noch eine junge Wissenschaft sind, gibts keine jahrhundertealten Standardbegriffe, die in jedem Buch stehen, jedem mit genau derselben Bedeutung bekannt sind und daher nicht wiederholt werden müssten.

    Ansonsten sind Formalismen oft schon sinnvoll, und ich finds auch gut, daß Ärzte präzisere Begriffe als "vorn", "hinten", "oben", "unten", "links" und "rechts" (bei welcher Körperhaltung, von wo aus betrachtet?) verwenden.

    Ein Formalismus, der hingegen absolut dumm ist: "Define [tex='F_P = \{F \mid F \mbox{ is a function in } P\}'][/tex]

    ", gefunden in der Diss eines Kollegen. Wenn man den Kern der Definition eh in Umgangssprache ausdrückt, tuts auch das kürzere, weniger umständliche "Define [tex='F_P'][/tex]

    to be the set of all functions in [tex='P'][/tex]

    ." Kann gut sein, daß die Informatik da noch die richtige Balance zwischen Präzision und Sich-nicht-lächerlichmachen sucht.

    *plantsch*

  • Ich sponsore demjenigen einen Kasten Bier, der ein Paper/Artikel/medizinischen Befund/Steuererklärung in möglichst leicht verständliche Form übersetzt. Bei mehreren Versuchen nur für das Beste (ich besitzer leider keine Brauerei).



    Zählt hier auch die "Übersetzung" des Skriptums "Gesellschaftswissenschaftliche Grundlagen der Informatik" von Prof. Steinhardt von teilweise über 10 Zeilen verschachtelten, mit unnötigsten Wörtern aufgeblasenen Sätzen in kurze, prägnante und darüber hinaus auch noch verständliche?

    "There's no such thing as Computer Science-it's witchcraft", math department of MIT, 1961

    You are all children of a worthless god!

  • Zählt hier auch die "Übersetzung" des Skriptums "Gesellschaftswissenschaftliche Grundlagen der Informatik" von Prof. Steinhardt von teilweise über 10 Zeilen verschachtelten, mit unnötigsten Wörtern aufgeblasenen Sätzen in kurze, prägnante und darüber hinaus auch noch verständliche?

    also nur "hier steht schwachsinn" wird ihm als übersetzung nicht reichen. und wenn doch, dann geht der kasten an mich :p


    MfG, Bentha

    Come on, Gunners | The Force will be with you, always! | The fastest Browser on Earth!

    2 Mal editiert, zuletzt von Bentha (6. Juni 2010 um 23:37)

  • Ich ärgere mich schon auch darüber, aber ich nehme es als gegeben hin, seitdem ich das erste mal mit meinem freund vor meinen eltern über einen neuen pc diskutiert hab, den dann auch meine eltern bekommen sollten. ich habe dabei über cpu und grafikkarte mit meinem freund diskutiert und am ende meine eltern gefragt was sie denn haben möchten. dabei haben wir aber darauf geachtet nicht hochgestochen kompliziert zu reden, sondern schon auch "laiensprache" zu sprechen. .. tja, sie haben dann gsagt wir sollens uns aussuchen, da sie nix verstanden haben.

    also sobald man in einem fachbereich tätig ist, merkt man nicht welche begriffe man verwendet und welche auch außenstehenden bekannt sind. übersetzung in laiensprache ist also nicht möglich, da ein begriff so umschrieben werden muss, sodass er dann gegebenenfalls nicht mehr akurat ist. was durchaus aber sein muss ist eine begriffsdefinition.

    versuch mal den begriff whitebox oder blackbox test zu beschreiben ohne einen einzigen fachterminus zu gebrauchen. und versuche dich dabei an weniger als 50 wörtern zu halten, sonst merkt man sichs eh nicht.

    was ich aber ärgerlich finde sind gesetzestexte. die sind teilweise schon sehr umständlich formuliert. dabei geht es nicht um fachtermini, die sind im grunde ja okay, aber wenn ein paragraph 500 wörter ohne satzendungszeichen besitzt, dann trägt das nicht dem verständnis bei. diese gesetzestexte kann man durchaus so formulieren, dass man sie flüssig lesen könnte und das selbe drin steht. es heißt ja ned, dass, wenn in einem satz eine ausnahme nicht drin steht, sie nicht gilt. kann ja im nächsten satz stehen.
    das is auch das einzige was mich ärgert. bei befunden google ich immer die termini :D

    :cheer: manamana :dance: düdüdüdüdü :trampolin: :cheer:

  • Mich störts an der TU eigentlich nicht so sehr, da ist mir noch nicht viel untergekommen und wenn, dann eher in den nicht technisch-lastigen Lehrveranstaltungen. Wenn ich zB. an "Qualitative Methoden der Gestaltung von Multimediasystemen" denke wird mir heute noch schlecht. Da wurden teilweise die banalsten Aussagen in absatz-lange Sätze gepackt und mit (unnötigen) Fachbegriffen verkompliziert.

    :(){ :|:&};:

  • also nur "hier steht schwachsinn" wird ihm als übersetzung nicht reichen. und wenn doch, dann geht der kasten an mich :p



    ich glaub ich hab meine "übersetzung" hier irgendwo noch :D

    "There's no such thing as Computer Science-it's witchcraft", math department of MIT, 1961

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