Grippemittel, Krankenstand und Arbeitsmoral

  • Hey!

    Da ich das erste Mal im Leben eine blöde Sommererkältung habe und dadurch geistig absolut unausgelastet bin, habe ich mich gerade gefragt, wie eigentlich die Einstellung der Arbeitgeber bezüglich Krankenstände ist.
    Auf die Idee bin ich gekommen, weil ich mir Infos zu Grippemittel gesucht habe (von denen ich meine, sie erst seit ca. 10 Jahren in der Werbung wahrzunehmen) und dabei auf Postings wie "ich muss morgen unbedingt fit sein" etc. gestoßen bin. Klar, es kommt schon mal vor, dass man am nächsten Tag die wichtigste Prüfung/das wichtigste Vorstellungsgespräch seines Lebens hat, aber meistens ist es nicht so, und eigentlich sollte man sich ja auskurieren anstatt mit einem Grippemittel die Symptome zu kaschieren und sich dann dem Stress hinzugeben.

    Welche Erfahrungen habt ihr gemacht mit Arbeitgebern? Sind sie immer darauf aus, dass man lieber mit unterdrückten Symptomen arbeiten geht, alle Kollegen ansteckt, dafür aber seine Arbeit (schlecht?) verrichtet? Oder schicken sie einen gerne heim (vorausgesetzt, man ist kein Owezarer ;) )?

    Ich selbst habe in meinem Samstags-Nebenjob (im Verkauf, also einer Branche, der ich nicht mein Lebtag angehören will) gehört, dass wir nicht allzu oft krank werden sollten, da es ja viele andere gibt, die so einen Job haben wollen, man ist also leicht ersetzbar...keine Ahnung, ob der Arbeitgeber bei dem Kommentar rechtliche Folgen bedacht hat...

    Ihr glücklichen Augen, Was je ihr gesehen, Es sei wie es wolle, Es war doch so schön!

  • Ich denke es ist im Handel nicht anders als überall: wenn man gelegentlich mal krank ist und sonst ein zuverlässiger Mitarbeiter ist, dann wird wohl niemand was sagen. Wenn man wegen jedem kleinen Husten eine Woche daheim ist, dann schon.

    In meinem Umfeld arbeiten viele im Handel. Und da höre ich etliche Geschichten von Leuten, die wegen jeder Kleinigkeit daheim bleiben (nicht meine Bekannten selbst, sondern Kollegen ;)) Gekündigt wurde deswegen alleine noch niemand.

    Zitat


    keine Ahnung, ob der Arbeitgeber bei dem Kommentar rechtliche Folgen bedacht hat...

    Offiziell ist der Kündigungsgrund natürlich ein anderer (bzw. gar keiner: im Unterschied zu einer Entlassung muss man ja keinen Grund nennen).

  • Die, mit denen ich dort gearbeitet habe (also die Vollzeitarbeitskräfte) sind sogar mit Angina und sonstigen Krankheiten dort aufgetaucht! Und uns wurde es nahegelegt, nicht allzu oft krank zu werden (als ob man das wirklich freiwillig macht....ich selbst kann Owezarer nicht so ganz verstehen ;) weil wenn ich krank bin, dann bin ichs auch wirklich )
    Dennoch fand ich es machmal ein wenig verantwortungslos, dass ich als einzige in der Abteilung nicht krank hingekommen bin und die Wahrscheinlichkeit groß war, dass ich mit Krankheitserregern (von den Kollegen) heimkomm....

    Ihr glücklichen Augen, Was je ihr gesehen, Es sei wie es wolle, Es war doch so schön!

  • Ich kenn wen, der schickt seine kranken Mitarbeiter heim, bevor die wen ärger anstecken. Es gibt aber auch Ausnahmen, z.B. wenn wirklich Not am Mann ist.

    Und Christoph R. hat recht, Kündigungen bedürfen in der Regel keiner Begründung.

    Otto: Apes don't read philosophy. - Wanda: Yes they do, Otto, they just don't understand
    Beleidigungen sind Argumente jener, die über keine Argumente verfügen.
    «Signanz braucht keine Worte.» | «Signanz gibts nur im Traum.» 

    Das neue MTB-Projekt (PO, Wiki, Mitschriften, Ausarbeitungen, Folien, ...) ist online
    http://mtb-projekt.at


  • Ich selbst habe in meinem Samstags-Nebenjob (im Verkauf, also einer Branche, der ich nicht mein Lebtag angehören will) gehört, dass wir nicht allzu oft krank werden sollten, da es ja viele andere gibt, die so einen Job haben wollen, man ist also leicht ersetzbar...keine Ahnung, ob der Arbeitgeber bei dem Kommentar rechtliche Folgen bedacht hat...


    rechtliche folgen? was genau meinst du?
    http://www.gastlichkeit.at/kuendigungkrankheit.htm

    Otto: Apes don't read philosophy. - Wanda: Yes they do, Otto, they just don't understand
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  • Hängt sicher mit der Art bzw. dem Niveau der Arbeit zusammen.

    Ich selbst habe das Glück schon seit vor Beginn meines Studiums in einem international tätigen, wirklich professionell agierenden Softwarekonzern zu arbeiten. Die typischen "schnell Geld verdienen" Arbeiten hab ich früher auch gemacht (z.B. "Brettl - Schlichter" in einem Sägewerkt).

    Die Unterschiede sind hier wirklich gravierend - im Krankheitsfall wurde bei den früheren Praktika eigentlich immer auf eine fast beleidigende Art nachgefragt, ob man auch wirklich nicht arbeitsfähig sei, es herrschte immer eine Art Negativstimmung im Sinne von "De Hackler nutzen den Krankenstand eh nur aus, do müss' ma aufpassen."

    Jetzt ist es genau umgekehrt - fühlt man sich schlecht wird man ermuntert, sich doch Zuhause auszukurieren, umgekehrt gibt es dann auch viele Leute, die die nötigsten Dinge dann trotzdem Remote erledigen, sofern es ihr Zustand zulässt.

    Genauso bei der Zeiteinteilung - es hängt sicher mit der Branche zusammen, aber auch bei vielen anderen ähnlichen Firmen existieren sehr freie Arbeitszeitmodelle - "Komm wann du willst, geh wann du willst, die Gesamtzeit sollte ca. hinkommen, vor allem sollen aber deine Aufgaben fertig werden".
    FR ist z.B. bei uns grundsätzlich "Teleworker Day" - jeder (auch die Führungskräfte) wissen, dass an diesem Tag nicht jeder wirklich durchgehend vorm PC hockt, aber es wird toleriert und stellt absolut kein Problem dar. Umgekehrt sieht man auch oft Leute, die bis in den späten Abend in der Firma hocken, weil sie irgendetwas unbedingt fertigbekommen wollen. Kein Vergleich zu dem "minutengenau kommen, Stunden zählen, minutengenau gehen" das man sonst so kennt.

    Das ganze kann man ziemlich gut unter intrinsische vs. extrinsische Motivation zusammenfassen und hängt sehr stark mit dem Arbeitsumfeld zusammen - als Uni Absolvent hat man aber denke ich gute Chancen, eine Arbeit mit "positivem" Umfeld zu finden (hier haben auch die ganz "normalen" Programmierer in der Regel ein MsC auf ihrem Schild stehen, ich bin schon fast eine Ausnahme ).


  • Und Christoph R. hat recht, Kündigungen bedürfen in der Regel keiner Begründung.


    rechtliche folgen? was genau meinst du?
    http://www.gastlichkeit.at/kuendigungkrankheit.htm

    Soweit ich weiß darf ja nicht *wegen* Krankenstand gekündigt werden, leider ist das näheste was ich dazu finde das hier: http://www.knell.co.at/news0807.php (sollte ich mich irren, bitte berichtigen :) )
    Wenn ich also gekündigt worden wäre (und ich z.B. 2 Krankenstände gehabt hätte), dann hätte ich ja aufgrund der Aussage des Vorgesetzten annehmen können, dass es - auch wenn offiziell keine Begründung vorliegt - es eben wegen 2x Grippe war!

    Die von Raph_M dargestellte Negativstimmung kann ich nur bestätigen - jedesmal, wenn jemand krank war (oder auch krank heimgegangen ist) wurde ständig nur über ihn/sie gelästert anstatt die Vernünftigkeit anzuerkennen.
    Die anderen beschriebenen Situationen klingen aber vielversprechend! :) Würdet ihr eher sagen, dass soetwas (= bleib daheim, bis du gesund bist) eher in größeren Firmen vorkommt, die den Ein-Personen-Verlust besser wegstecken können, oder in kleinen Firmen, die ein "familiäreres" Umfeld bieten? Oder völlig egal, beides schon erlebt? :)

    Ihr glücklichen Augen, Was je ihr gesehen, Es sei wie es wolle, Es war doch so schön!

  • wenn ich ansteckend bin bleib ich auf jedenfall zuhause, und wenn ich das gefühl habe dass ich die grippe o.ä. noch tagelang mithschleppe wenn ich micht nicht einen tag lang zuhause auskuriere auch

    wenn gerade akkut not am mann ist ists natürlich was anderes, aber da wird der arbeitgeber im normalfall auch nicht drauf pochen dass du reinkommst wenn du ansteckend bist..

    aufjedenfall versuch ich immer möglichst früh bescheid zu geben, auch wenn ich dann doch kommen kann - wenn ich abends fieber haben sollte weiß ich ja nicht wies mir am nächsten tag geht, eine kleine vorwarnung kann da nicht schaden

  • Ich bin zwar freiberuflich tätig, aber vergleichbar ist es wohl doch.
    Ich würde mein Arbeitsumfeld als sehr familiär beschreiben (bei der Familie manchmal beim Essen dabei sein, neues Privathaus ansehen etc.) als auch sehr akademisch (Auftraggeber lehrt an der TU). Grundsätzlich ist krank sein eigentlich kein Problem, bin aber selbst auch bemüht, das ganze möglichst schadenfrei abzuwickeln - eben noch das notwendigste remote durchführen oder was auch immer.
    Das Hauptproblem und gleichzeitig mein größter Vorteil ist, dass mein Auftraggeber sehr misstrauisch gegenüber "Fremden" ist und ich im großen und ganzen der einzige bin, der sich bei meiner Arbeit auskennt, schließlich arbeite ich jetzt schon gute 7 Jahre teilzeitlich für ihn, da ist schon eine ziemlich große Codebase zusammengekommen.
    Somit habe ich den Vorteil, dass ich kaum ersetzbar bin und den Nachteil, dass ich kaum ersetzbar bin ;).
    Dh. ich muss mich immer bei Notfällen wie immer zu Prüfungszeiten mit eher nichtigen Details rumschlagen, die ich eigentlich langsam gern durchaus delegieren würde ("omg wie zeigen wir auf dem LCD jetzt einen Umlaut an?".. ok das ist jetzt kein Notfall, aber nervig ;)).

    Somit kann ich mir einerseits oft erlauben, dass ich keine Zeit hab oder krank bin, weil ich nunmal nicht angstellt bin und schwerlich ersetzbar, andererseits weiß ich auch, dass meine Arbeit sehr wichtig ist und ich halte mich schon eher für eine loyale Person, die dann notfalls auch Prüfungen verschiebt, bevor das Unternehmen sozusagen den Bach runtergeht.

    Meistens ists halt leider auch so, dass Kunden zuerst 8 Monate drüber diskutieren, ob sie das Budget für das vorgeschlagene Angebot haben und ob sies überhaupt wollen - und dann soll es in 5 Tagen fertig sein. Und das ist oft mal zur Prüfungszeit Jan-Feb (Jahresbeginn, kurz vor diversen Messen im Februar) oder zur Prüfungszeit im Sommer bevor alle im Urlaub sind :).


    Kenne auch Kollegen in Programmier-Buden bei denen eher alles negativ besetzt ist, was nicht arbeiten ist. Selbst wenn einer in 20 Stunden mehr leistet als andere in den 40 Stunden und nebenbei noch studieren geht, wird nur gesehen, dass die Person einfach weniger anwesend ist.
    Das ist wohl oft ein Problem, wenn Vorgesetzte keine Ahnung vom jeweiligen Aufwand haben.
    Ists wie bei mir ein Techniker hat das den Vorteil, dass man halbwegs realistische Zeitabschätzungen bekommt und dafür eben auch genug Zeit zur Verfügung hat. Der Nachteil, dass man nicht sagen kann "dieses übermäßig komplexe HTML-Formular benötigt sicher 3 Mannwochen Arbeitszeit.."

  • Brothers in arms!!!



    hehe =D.. ja.. war freitag auf samstag polterabend.. nicht abgehoben.. währenddessen schon wieder anruf.
    dann irgendwann in der früh für eine halbe stunde geschlafen.. samstag 9:00 - schon wieder anruf.
    schrecklich :)

  • Soweit ich weiß darf ja nicht *wegen* Krankenstand gekündigt werden, leider ist das näheste was ich dazu finde das hier: http://www.knell.co.at/news0807.php (sollte ich mich irren, bitte berichtigen :) )

    IANAL, aber da geht es um Vertragsbedienstete, also Beamte und deren Kündigungsschutz. Das kann man schwer vergleichen.

    Oft ist in Kollektivverträgen geregelt, dass der Betriebsrat bei Kündigungen ein Wörtchen mitzureden hat. In der Regel wird dir das wenig helfen. Wenns rechtlich heikler wird, bindet dir selten ein Arbeitgeber den wahren Grund der Kündigung auf die Nase, wenn überhaupt.

    Wie gesagt, i.d.R. bedarf eine Kündigung keiner Begründung -- brauchst du als Arbeitnehmer ja auch nicht.

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