Gewerbeschein für Ferialjob (1Monat)

  • Hi,

    Ich hab ein folgendes Problem bzw. eine Frage... vor kurzem habe ich ein Angebot von einem Verwandten bekommen, dass ich in dessen Firma an einem Projekt arbeiten könnte so ca. für einen Monat, also für einen mehr oder weniger typischen Ferialjob. Jetzt ist aber das Problem, dass das ein sehr spontaner Plan von dieser Firma war und das ganze nicht budgetiert ist usw... Die Firma hat mir dann gesagt, dass es am einfachsten so ginge, dass wenn ich einen Gewerbeschein besitze, ich denen dann zum Schluss einfach eine Rechnung ausstell'... da ich noch nie zuvor einen Gewerbeschein hatte, dachte ich mir, dass das sicher nicht schwierig ist, jedoch hab ich dann einen Freund von mir sicherheitshalber gefragt, der schon öfters selbstständig gearbeitet hat bzw. auch selbstständig ist im IT Bereich.
    Er hat mir dann erzählt, dass es zwar leicht geht einen Gewerbeschein zu bekommen, man aber dann beachten muss, dass man nicht mehr bei den Eltern mitversichert ist und das man Jahresgebühren von 150€ zahlt (und auch noch Sozialversicherungsgebühren, je nachdem). So wie ich das richtig verstanden habe, heißt ja Gewerbeschein, dass man ein eigenes Unternehmen gründet. Er hat mir aber davon abgeraten einen Gewerbeschein nur für einen Monatsjob zu beantragen, weil sich das nicht auszahlt...

    Jetzt wenn das so ist, kann ich den Job schmeißen, da ich nicht auf illegalem Wege dort arbeiten will bzw. ja - ich möchte mal eure Meinung dazu hören, was man da eventuell machen kann, ob es eventuell "Ausnahmen" gibt bzw. grundsätzlich Sachen auf dich ich aufpassen sollte.

    Bin für jeden Beitrag dankbar,

    lg

  • Ich habe jetzt eigentlich nicht wirklich viel Ahnung von solchen Sachen, aber könntest Du nicht einfach für Deine erbrachte Leistung der Firma eine Honorarnote ausstellen (siehe »hier«)? Dafür brauchst Du jedenfalls keinen Gewerbeschein und das ist nach meiner Erfahrung recht unkompliziert.
    Dir jetzt einen Gewerbeschein zuzulegen klingt für mich ziemlich nach Overkill.

    [INDENT]It is bad luck to be superstitious. [/INDENT]

  • prinzipiell gibts 3 möglichkeiten: anstellung, freier dienstvertrag und werkvertrag.

    * anstellung: "normales" dienstverhältnis, also auch inklusive sozialversicherung, urlaub, 13./14.tes.

    * freier dienstvertrag: "selbstständigkeit light" – du stellst honorarnoten und wirst nach zeit bezahlt. arbeitgeber muss dich anmelden und bezahlt sozialversicherung. allerdings kein urlaub, kein 13./14.tes. du musst dich selbst um einkommenssteuer kümmern, wenn du mehr als 11.000 euro im jahr verdienst (12.000 wenn du auch ein einkommen hast für das du lohnsteuer bezahlst). (http://www.arbeiterkammer.at/online/freier-…trag-38721.html ).

    * werkvertrag: "selbstständigkeit" – du schreibst rechnungen und wirst nach einem "werk" bezahlt. musst dich auch selbst um die sozialversicherung kümmern (einkommenssteuer sowieso). du brauchst AFAIK nicht umbedingt einen gewerbeschein um auf werkvertragsbasis zu arbeiten – am besten bei der arbeiterkammer anrufen und fragen. auch weiß ich nicht wie das mit der mitversicherung bei den eltern und werkverträgen ist – auch hier: arbeiterkammer fragen wenns tatsächlich so weit kommt ;) (http://www.arbeiterkammer.at/online/werkvertrag-839.html )

    für den arbeitgeber ist der werkvertrag natürlich toll, da er dich nicht anmelden muss, nichts zur sozialversicherung dazu bezahlen muss, und dir kein urlaubsgeld und 13./14.tes zahlen muss (und so wie es klingt wollen sie so ein dienstverhältnis). für dich heißt das halt: selbst anmelden, steuern machen, usw. – das kostet alles zeit und macht arbeit.

    Amazing how factories can be so much cooler when they're burning.
    yes, i do the twitter.

    Einmal editiert, zuletzt von srecno (29. Juni 2012 um 11:24)

  • Die Sozialversicherungspflicht ist der unangenehmste Teil.
    Die SVA am Hals zu haben ist ein sehr teures Vergnügen.
    Es gibt eine jährliche Geringfügigkeitsgrenze von dzt € 4.515,12 (12 mal 376,26 €).
    Erst wenn der Gewinn bei Werkvertragen diesen Betrag überschreitet, besteht eine Pflichtversicherung bei der Gewerblichen Sozialversicherung.

    Also vorsicht bei Werkverträgen über der jährlichen Geringfügigkeitsgrenze.


    Trading for a living [equities,futures,forex]

  • Die Sozialversicherungspflicht ist der unangenehmste Teil.
    Die SVA am Hals zu haben ist ein sehr teures Vergnügen.
    Es gibt eine jährliche Geringfügigkeitsgrenze von dzt € 4.515,12 (12 mal 376,26 €).
    Erst wenn der Gewinn bei Werkvertragen diesen Betrag überschreitet, besteht eine Pflichtversicherung bei der Gewerblichen Sozialversicherung.

    Also vorsicht bei Werkverträgen über der jährlichen Geringfügigkeitsgrenze.

    In dem Fall wohl nicht relevant, aber kurz zur Ergänzung:

    Unfallsbeitrag wird auch bei der <-- Kleingewerberegelung eingefordert, sind aber nur 8-10€ im Monat, der ist verpflichtend. Die 370-irgendwas Euro stimmen zwar, ebenfalls relevant ist aber auch der Umsatz (30-40.000 im Jahr, weiß ich grad nicht genau). Sobald du das Unternehmen hast, musst du aber auch jeglichen Mist á la Quartalsbericht (bei Einzelunternehmen noch relativ angenehm, da gehts eben Quartalsweise, andere Formen haben den Spaß monatlich & doppelt etc.). machen, was wieder Zeit kostet. Kinderbeihilfe sollte kein Problem sein, da ist die Freigrenze meines Wissens bei 9000 Gewinn.

    Ich würde generell erfragen, ob du einen Gewerbeschein brauchst. Als privatperson darfst du auch Rechnungen bis zu ca. 600€ stellen, solange es keine Gewerbliche Handlung mit regelmäßigem Einkommen ist. Das ist leider derartig schwammig formuliert, dass ich immer direkt die Wirtschaftskammer Wien fragen würde - die sind (meistens) freundlich und kompetent (und kostenlos). Sollten die dir sagen, dass du das Gewerbe brauchst, würde ich mir das mehrmals überlegen. Ich war bei einem Praktikum über Honorarnote (was ja einer Rechnung entspricht) angestellt, damals hat mein Cheffe bei der WK angerufen, grobe Probleme gabs keine. Ich glaube, ein paar Euro versicherung gezahlt zu haben, aber sonst war alles in Ordnung.

    Viel Erfolg!

  • Hi,

    Danke an alle für die hilfreichen Tipps...

    Ich glaub', dass wird das gscheiteste sein und dort mal anrufen, weil irgendwie scheint das einfach ziemlich kompliziert zu sein und eigentlich verlier ich ständig den Überblick, was jetzt alles eigentlich möglich ist.
    Gibt es da eine spezielle Hotline, wo man anrufen kann? Oder findet man die einfach auf der Page der WK?

    lg

  • Hi,

    Danke an alle für die hilfreichen Tipps...

    Ich glaub', dass wird das gscheiteste sein und dort mal anrufen, weil irgendwie scheint das einfach ziemlich kompliziert zu sein und eigentlich verlier ich ständig den Überblick, was jetzt alles eigentlich möglich ist.
    Gibt es da eine spezielle Hotline, wo man anrufen kann? Oder findet man die einfach auf der Page der WK?

    lg

    Bin Tippfaul, nimm die ;)http://wko.at/wien/promoboxe…ite/Kontakt.jpg

  • HI!

    wie groß ist denn die Firma? Was haben die für einen Personaler, dass sie dir den Quatsch mit dem Gewerbeschein erzählen?! Für ein spontanes Monat?! die wollen nur Verantwortung abschieben.

    Würde dir auch zu einer Honoranote raten - so war ich 3 Jahre beim ÖCI angestellt.
    Wenn du in dem Monat nicht über die oben erwähnten Grenzen kommst (auch nur in die Nähe, wäre das schon sehr ungewöhnlich für einen spontanen Ferialjob), dann mach mal nicht zu viel Wind...

    würde mich eher an die AK wenden...

    sg Dirm

    Beamte sind wie Bücher, desto höher sie stehen, desto nutzloser sind sie.;)

  • Hi,

    Also folgendes Resumee...

    Nach langem hin und her, haben wir das dann doch per Honorarnote vereinbart... habe gerade diesen guten Artikel gefunden:
    http://www.arbeiterkammer.at/online/geldspa…ende-36324.html

    Erst wenn ich über 10k pro Jahr drüber bin, muss ich versteuern, verlier ich die Studien und Familienbeihilfe, etc.

    Das Einzige ist irgendwie die Versicherung, die ich noch nicht ganz kapier, aber momentan bin ich eh noch immer mitversichert, was ich weiß. Ich werde einfach eine Honorarnote erstellen und fertig, steuerlich sollte ich damit nicht's verletzen und das ich in dem Monat offiziell gearbeitet habe, weiß der Staat und die SOzialversicherung ja eigentlich nicht, also kann's mir eh wurscht sein.

    Und das mit dem Gewerbeschein hat irgendein Kollege aus Deutschland gesagt und gemeint, in Deutschland hat fast jeder Student einen Gewerbeschein. Kann durchaus sein, wird aber wahrscheinlich ganz anders sein als in Österreich.

    lg

  • Erst wenn ich über 10k pro Jahr drüber bin, muss ich versteuern, verlier ich die Studien und Familienbeihilfe, etc.

    Die Studienbeihilfe verlierst du schon viel früher, nämlich generell schon ab 8000,-- Euro jährlich. https://www.help.gv.at/Portal.Node/hl…ite.160806.html

    Otto: Apes don't read philosophy. - Wanda: Yes they do, Otto, they just don't understand
    Beleidigungen sind Argumente jener, die über keine Argumente verfügen.
    «Signanz braucht keine Worte.» | «Signanz gibts nur im Traum.» 

    Das neue MTB-Projekt (PO, Wiki, Mitschriften, Ausarbeitungen, Folien, ...) ist online
    http://mtb-projekt.at

  • Folgendes stammt irgendwo aus aus meinem Kopf. Ich kann nicht für die Richtigkeit garantieren.
    Wenn du dein Geld bekommst indem du eine Honorarnote stellst, bist du für das Abführen von Steuern und Sozialversicherung zuständig. Die Pflicht Steuern zu zahlen, wird übers Jahr gerechnet, Sozialversicherung ist soweit ich weiß aber fällig sobald du in einem Monat über der Geringfügigkeitsgrenze bist.

    Warum ist es nicht möglich dich einfach ganz normal für einen Monat als Praktikant anzustellen? Irgendwie klingt das für mich als wolle die Firma billig wegkommen und die gesamte Verantwortung an dich abschieben.

    Aus 100% Apfelsaftkonzentrat. Kann Spuren von Nüssen enthalten.

  • Folgendes stammt irgendwo aus aus meinem Kopf. Ich kann nicht für die Richtigkeit garantieren.
    Wenn du dein Geld bekommst indem du eine Honorarnote stellst, bist du für das Abführen von Steuern und Sozialversicherung zuständig. Die Pflicht Steuern zu zahlen, wird übers Jahr gerechnet, Sozialversicherung ist soweit ich weiß aber fällig sobald du in einem Monat über der Geringfügigkeitsgrenze bist.

    Warum ist es nicht möglich dich einfach ganz normal für einen Monat als Praktikant anzustellen? Irgendwie klingt das für mich als wolle die Firma billig wegkommen und die gesamte Verantwortung an dich abschieben.

    Das ist leider deshalb so schwierig mit der Anstellung, da es 1) ein spontanes Projekt war 2) sich um eine internationale Firma handelt (kofax.com), die ihren Hauptsitz in Kalifornien hat. Wenn die Firma mich offziell anstellen wollen würde, müsste man mehrere Genehmigungen beantragen, damit ich ein Angestellter der Firma bin und das würde vielleicht auch paar Monate dauern. Den Verdienst, den ich für diese Arbeit bekomme, geht viel leichter zu genehmigen - das ist so, als wenn irgendein Mitarbeiter der Firma irgendein 1000€ tool haben will, um sein Projekt zu vervollständigen, dann geht das ruck zuck. Die andere Sache is, jemanden offiziell "anzustellen", meine Kollegen haben sich auch gewundert, warum mich die Firma nicht anstellen kann, aber so sind leider die "Vorschriften"...

    Nichts desto trotz, muss ich jetzt einfach nur mal schaun, wie es mit der Sozialversicherung aussieht, nachdem die Steuern mehr oder weniger "kein Thema" sind, werde ich bei der WGKK anfragen.

    Ich glaube man sollte, auch wenn man keine Steuern zahlen muss und weit unter der 10k Grenze ist, die Honorarnote/Rechnung wahrscheinlich irgendwo beim Finanzamt zukommen lassen, wenn man es ganz sauber machen will - nur ich habe halt vielen Freunden gehört, dass man sich voll die Hacken macht, was im Endeffekt quasi "sinnlos" ist. Deshalbe denke ich mir, soweit ich lange entfernt von der 10k Grenze bleibe, kann mir auch nichts passieren, auch wenn jemand mal draufkommen würde.

    lg

  • mit nur Honorarnoten (also ohne Gewerbeschein) bist du ein sogenannter "Neuer Selbstständiger". als solcher darfst du entweder € 4.515,12 jährlich (bei gleichzeitiger Berufstätigkeit) oder € 6.453,36 jährlich (wenn man sonst nirgends angestellt ist) verdienen (Quelle: http://portal.wko.at/wk/format_deta…=421755&dstid=0). bleibst du unter diesen Grenzen, werden weder Finanzamt noch Sozialversicherung (SVA) Probleme machen.

    wichtig: gut überlegen, ob man diese Grenzen überschreiten will! vorallem die SVA wird dann unangenehm. sobald man nur 1 cent über der Grenze ist, wird die jährliche Mindestbemessungsgrundlage fällig, das sind ca. 2500 Euro (zuzüglich einer Strafzahlung, weil man die Tätigkeit nicht vorher angemeldet hat). zusätzlich könnte man Probleme bekommen, da Tätigkeiten im Informatikbereich unter das Gewerbegesetzt fallen, und man sie eigentlich ohne Gewerbeschein nicht machen darf (theoretisch - ich hätte noch von keiner Strafe in der Richtung gehört). das Finanzamt wird erst bei einem Verdienst über € 11.000 aktiv, die SVA schon vorher (und die sind auch viel unangenehmer).

    Johanna Schmidt
    VIS1 Übungsleitung
    CG Vorlesung

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