Studiengebühren - Teilzeitstudium

  • (Ich weiß nicht, ob das kürzlich hier schon diskutiert wurde, aber ich habe zumindest auf den ersten Blick nichts gefunden.)

    Im Moment wird ja heftig diskutiert, ob es ein Teilzeitstudium geben soll, bei dem man nur die halben Studiengebühren zahlt, dafür aber auch nur weniger LVs machen darf. Dieses System hat mehrere große Nachteile. Z.b. wie das kontrolliert werden soll, ist mir mehr als schleierhaft: Wurde erst einmal eine Prüfung gemacht, ist der LV-Leiter schließlich verpflichtet, auch ein Zeugnis auszustellen. Und wie will man Anmeldungen zu Prüfungen bei dem derzeitigen Wildwuchs an Anmeldesystemen schon kontrollieren. Im Endeffekt würde wohl der Verwaltungsaufwand höher sein als die "Einnahmen".

    Mir ist eine Regelung, nur die absolvierten ECTS zu bezahlen, immer sympathischer. Damit tut man wirklich niemandem weh und sämtliche derzeit benachteiligte Gruppen werden deutlich entlastet. Man käme auf 10 Semester * 380 Euro / 180 ECTS auf genau 21 Euro pro Semesterstunde (wenn man alle gleich gewichtet, was zu diskutieren wäre).
    * "Normal" Studierende zahlen in etwa die jetzigen 380 Euro bei angenommenen 18 Semesterstunden.
    * Daneben Arbeitende zahlen nur entsprechend ihrer tatsächlichen Inanspruchnahme von Leistungen.
    * Diplomanden/Dissertanten, die neben dem Schreiben der Arbeit nur mehr Seminare machen müssen, sind deutlich entlastet.
    * Wer langsamer studiert, wird nicht bestraft.
    * Wer aus Freude an Bildung auch fachfremde LVs macht, muss diese nicht bezahlen, wenn er sie nicht kolloquiert.
    * Bei angenommener LV-Leiter-Bezahlung von 150 Euro netto im Monat für eine 2stündige LV "amortisiert" sich der Vortragende bei ca. 30-40 Stundenten (Vorlesungen und Pflicht-LVs haben weit mehr Hörer, Seminare und Wahlveranstaltungen weniger: insgesamt gleicht es sich wohl aus).
    * Die technische Realisierbarkeit ist ziemlich einfach, weil schon jetzt alle Zeugnisse maschinell ausgestellt werden.

    Ich fände das in der Tat äußerst gerecht (und damit illusorisch, dass es jemals von Ministerium oder Rektoren auch nur in Erwägung gezogen werden könnte). Wie seht ihr das?

    Dipper dipper dii dipper dii dipper dii duuu

  • Ich denke, dass bei dem derzeitigen Bürokratie-Level die zusätzlichen Kosten für die Studiengebührenberechnung und -eintreibung nach ECTS wesentlich mehr als bei der derzeitigen Variante kosten würde. Wenn man jetzt die Studiengebühren pro ECTS so berechnet, dass jeder Student im Durchschnitt gleich viel zahlt wie zuvor, wäre im Endeffekt noch weniger Geld da. So würde es über kurz oder lang zu Studiengebührenerhöhungen kommen, wenn man den Unibetrieb aufrecht erhalten will.

    Für mich ist immer noch die einzig sinnvolle Methode, die Studiengebühren einfach abzuschaffen. Ich sehe noch immer nicht, was daran das große Problem ist (wenn man jetzt von politischen und ideologischen Gründen absieht).

  • Man käme auf 10 Semester * 380 Euro / 180 ECTS auf genau 21 Euro pro Semesterstunde (wenn man alle gleich gewichtet, was zu diskutieren wäre).


    Die Rechnung ist nicht nachvollziehbar. Ein Semester entspricht 30 ECTS (drei Jahre Bakk: 180 ECTS, zwei Jahre Master: 120 ECTS), somit wäre die Gebühr 380 / 30 = 12.7 Euro pro ECTS oder 19 Euro pro SSt.

    Zitat

    * Diplomanden/Dissertanten, die neben dem Schreiben der Arbeit nur mehr Seminare machen müssen, sind deutlich entlastet.


    Da der Diplomarbeit und insbesondere der Diss eine große ECTS-Zahl zugeordnet ist, hätte man am Ende des Studiums eine hohe "Einreichgebühr". Ist nur konsequent, aber 162 * 12.7 = 2057.4 Dissgebühr würde in der Öffentlichkeit nicht gut ankommen. Auch wenn das natürlich die Summe ist, die sich sonst vielleicht über die vielen Semester kumulieren würde.

    Zitat

    * Wer langsamer studiert, wird nicht bestraft.


    Und wer schneller studiert, könnte vielleicht über eine pro-Semester-Deckelung der Beträge zusätzlich motiviert werden. Damit die ÖH nicht meckert.

    Zitat

    Ich fände das in der Tat äußerst gerecht


    Ich auch.

    aber die ÖH hat sich dagegengestellt


    Leider mit nicht wirklich nachvollziehbaren Argumenten.

    *plantsch*

  • Ihr täuscht euch nicht. Ich habe versehentlich zwar mit 10 Semestern gerechnet, aber nur 180 ECTS (vom Bakkstudium). Sorry.

    Plantschkuh: Da jeder, der ein Bakk- oder Masterstudium abschließt, zwingend eine Bakk- oder Masterarbeit schreiben muss, könnte man die ECTS dafür aliquot auf die restlichen Stunden verteilen. Dadurch kommt es zu individuell kleineren Summen, aber letztendlich dann doch aufs gleiche raus.

    mdk: Natürlich sollten die Studiengebühren abgeschafft werden. Aber das spielts in der derzeitigen Situation halt einfach nicht. Und ich denke, auch keine andere Regierung wird sie jemals wieder abschaffen.

    Der Verrechnungsaufwand sollte sich nach der einmaligen Umstellung in Grenzen halten. Solche Dinge kann man über SAP wunderbar automatisieren. Aber dann müsste man erst zu Ende des Studiums bezahlen und würde die Uni "um ihre Zinsen bringen". Daher würde es in der Realität wohl so ausschauen, dass man zu Beginn des Semesters eine Pauschale zahlt und dann die Differenz zu Semesterende zurückbekommt oder nachzahlt (wie bei der Wienenergie).

    Dipper dipper dii dipper dii dipper dii duuu

  • Würde ich ebenfalls als ideale Lösung erachten. Ist von den Rektoren auch schon in Betracht gezogen worden, aber die ÖH hat sich dagegengestellt. Siehe: http://derstandard.at/?id=3205579


    Sehr interessant.

    Zitat von Aus dem Artikel


    Den Vorschlag, die Studiengebühren individuell zu berechnen, lehnt die ÖH ab. "Leute, die schneller studieren würde man mit diesem Modell bestrafen. Zudem hat diese Idee das Potenzial, die Studiengebühren mittelfristig massiv zu erhöhen", kritisiert Brandl im Gespräch mit derStandard.at. Würden die Universitäten pro Prüfung kassieren, wäre ein Anreiz geschaffen, um für höhere Durchfallsquoten bei den Prüfungen zu sorgen.


    * Warum bestraft man damit Leute, die schneller studieren?
    * Ok, die Erhöhung fällt weniger auf, wenn man sagt "30 statt 21 Euro pro 2h LV" statt "500 statt 370 Euro im Semester" (Hausnummern)
    * Welcher Professor lässt Studenten durchfallen, damit die Uni mehr Geld kriegt? Den Anreiz, wenn man so will, gibt es schließlich jetzt aufgrund der Prüfungsgebühren schon: Man bekommt als LV-Leiter (ab dem 31. Zeugnis) eine bestimmte Summe pro Zeugnis ausgezahlt. Mir ist (als Institutsmitarbeiter und als Student) kein einziger Fall bekannt, wo ein Professor so etwas als "Provision" oder "Zusatzeinkommen" betrachtet. Das verbietet schon die akademische Redlichkeit.

    Dipper dipper dii dipper dii dipper dii duuu

  • Also ich würde das sehr begrüßen, wenn man zw. 20 und 25 Euro (oder sag ma: 18, damits net gar so viel wird ;) für eine SWS zahlen würde. Ich hab zB. ein Jahr lang fast nix gemacht (wegen dem Kind). Da waren die 379 Euro eigentlich echt fürn Arsch. Ich hab in dem einen Jahr grad mal 8 SWS gemacht (oder warens 10)? Naja egal. Jedenfalls würde das sicher keine Bestrafung für schnelle Studierende sein. Es würde jeder gleich viel zahlen, weil ja jeder gleich viele Stunden zu absolvieren hat. Bestraft werden würden zB. Studierende, bei denen das Studium grundsätzlich mit mehr ECTS bzw. SWS zu absolvieren is (Jus?, Medizin? etc)

    Wer FU sagt, muss auch T sagen

  • Meine Schwester hat neben der (Vollzeit-) Arbeit Pharmazie studiert. Für das bissl, das die da gemacht hat, hat sich die Gebühr auch nicht ausgezahlt.

    In einen FBO rendern ist wie eine Schachtel Pralinen - man weiß nie, was man kriegt.

  • sauzachn: deine argumentation ist eine, hinter der ich voll stehe. hab ich auch in mehreren privatdiskussionen so vorgeschlagen und wurde fast durchgehend bejaht.

    die argumentation der ÖH kann wohl keiner wirklich nachvollziehen. "bestrafung der schnell studierenden" ist der witz des jahrhunderts.
    es besteht einfach ein verwaltungsaufwand. warum sollte derjenige, der sich länger für sein studium zeit nimmt, aliquot mehr anteile an diesem zahlen, als jemand, der sich damit beeilt?

    man zahlt ja mit den studiengebühren keine "liftkarte", mit der man bei zunehmender dauer mehr konsumiert.
    im gegenteil, wer länger studiert hat ohnehin nur einbußen (siehe zB. pensionssystem)

  • "bestrafung der schnell studierenden" ist der witz des jahrhunderts.


    Ich vermute, daß sie die Studenten meinen könnten, die mehr als 30 ECTS im Semester absolvieren. Die würden in solchen Semestern mehr zahlen als jetzt. Das könnte aber auch klarer kommuniziert werden, wie sie meinen, was sie meinen.

    *plantsch*

  • sauzachn: deine argumentation ist eine, hinter der ich voll stehe. hab ich auch in mehreren privatdiskussionen so vorgeschlagen und wurde fast durchgehend bejaht.


    So wie auch ich und sicherlich viele andere. Ist ja auch eigentlich das, was auf der Hand liegt.

    Aber es kommen ja seitens der Entscheidungsträger sofort konstruierte Gegenargumente (zB Verwaltungsaufwand. Bei der Parkraumbewirtschaftung ist der ohne Übertreibung sicher mindestens 100.000 mal höhere zeitliche und finanzielle Aufwand dem Staat auch nicht zu lästig), sprich Ausreden.

    Es ist einfach wie bei einem All you can eat-Buffet: Das kostet auch immer so viel, daß es sich für die meisten Gäste nicht auszahlt.

    Für eine formale Ausbildung kann man sich halt leider nicht so leicht woanders hinwenden, wie man einfach in ein anderes Restaurant gehen kann.

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