• Hat doch niemand hier behauptet. Ich verwende z.B. ganz gerne Opera obwohl es proprietär ist.


    Es geht hier doch um frei vs. proprietär? Ich bin dem Link von [fl]Quel'Tos am Anfang gefolgt und bin schließlich dort gelandet: http://www.gnu.org/philosophy/shouldbefree.html . Nach der Definition ist auch Opera böse.

    Du kannst dich wohl einfach nicht von der Vorstellung lösen, dass Open Source Entwickler irgendwelche Leute mit langen Bärten sind die im Keller herum sitzen. Ich habe ja bereits oben aufgezählt: Red Hat, Sun, Novell, Mozilla, IBM,....


    Ok, Red Hat, Novell und Sun verdienen ihr Geld teils so, teils so, Mozilla lebt von Spenden und Google und IBM unterstützt auch eher Sachen, wo sie selbst keine Gefahr für sich sehen - Lotus Notes z.b. ist auch noch immer proprietär. Drum frage ich nochmal: mit was dürften diese Leute dann ihr Geld verdienen, wenns nach Stallman ginge und alles frei wäre? Seine Vorschläge sind nämlich die folgenden:
    - Bezahlung für Wartung und Anpassung.
    - Bezahlung über Spenden und öffentliche Steuern ähnlich Straßenbau und öffentlich-Rechtliches Fernsehen
    - "Bezahlung" bzw. nebenbei-Erstellung über öffentliche Institutionen wie Universitäten
    Hier wird für meine Begriffe zu wenig nach dem Wert der Leistung gewichtet. Wenn ich nun eine tolle Idee habe, wie etwas gemacht werden könnte und das nützt allen was, dann verdient das auch, besonders gewürdigt zu werden. Das passiert aber nur aus der Richtung eines Unternehmers, der sich über Forschung & Entwicklung Wettbewerbsvorteile erarbeitet hat. Coca Cola oder Kinderschokolade geben ihre Rezepturen ja auch nicht her. Spenden halte ich für eine höchst unzuverlässige und unpassende Finanzierung. Öffentliche Pauschalabgaben hatte ich schon mal erwähnt: Das ist beim Straßenbau und bei öffentlich-rechtlichem Fernsehen imho durchaus zulässig, weil in der Hinsicht die aktivitäten Überschaubar sind. Wie würde man das bei Software lösen? Nach welchen Prinzipien sollte da Geld verteilt werden? Wer entscheidet das?
    Dass Universitäten und andere Institutionen wichtige Beiträge leisten, ist ja auch so - und da läufts eigentlich eh auch immer auf freie Software hinaus. Nur auch hier wird nicht wirklich nach dem Nutzen bezahlt. Ich denke einfach, dass es das beste ist, wie jetzt: Wo man Geld für die Software verlangen kann, verlangt man Geld für die Software, stellt als Zuckerl für alle rundherum Dienste und Werkzeuge bereit und beschäftigt Leute, die halt gut auf Ihrem Gebiet sind und - wenn sie wollen - halt privat auch ein paar Projekte vorantreiben. Die Kunden haben ähnlich der Wahl zwischen Coca/Pepsi Cola die Wahl zwischen DB2, OracleSQL und MSSQL - oder sie machen sich den Melissensaft selber und verwenden PostgreSQL - das Produkt, das das beste Angebot macht, gewinnt.

    Das hat er auch nicht gemeint und das weißt du.


    Ich hab auch nicht gemeint, dass sich die erste Firma XY was kauft und dann der Konkurrenz die Kopien schickt.

    Du kannst dich an den Support wenden, aber zu einem Modul den richtigen Entwickler finden und mit ihm in Kontakt treten ist fast unmöglich.


    Da bin ich aber gespannt, wie das bei einem großen freien Projekt anders aussieht. Würden alle Leute Open Office verwenden und sich bei Problemen an die Entwickler persönlich wenden, dann würden die damit auch nicht fertig. Deswegen haben auch freie Projekte Ticket-Systeme und ähnliches.

    Ein anderes Problem ist, das du nur an einer Stelle Support bekomme kannst, nämlich vom Anbieter der kommerziellen Software. Wenn Dein Geschirrspüler kaputt geht, dann kannst du dir den Klempner mit dem besten Preis<>Leistungsverhältnis suchen, damit er das Gerät wieder zum Laufen bringt. Bei freier Software geht das auch.


    Andererseits muss ich denjenigen einmal finden, der sich soweit auskennt. Dann müsst ich vielleicht einen zweiten finden, um die Preise zu vergleichen. Es gibt sehr viel verschiedene Software und jede kann sehr viel vielfältigere Probleme aufwerfen als eine Waschmaschine. Bei einer Firma habe ich einen zentralen Ansprechpartner, gegen den ich vor allem auch rechtliche Ansprüche habe.

    Es ist auch für ein kommerzielles Unternehmen unmöglich, ehrliche Antworten zu geben. Du kannst so was wie "Wir haben keine Ahnung wie das geht" oder "sorry, da haben wir scheiße gebaut" niemals von einem Microsoft Mitarbeiter hören, weil das einfach nicht wirtschaftlich ist wenn man das macht. Selbst dann, wenn es der Wahrheit entspricht.


    Das hört sich aber bei Firmen wie bei freien Projekten gleich an. "Es ist ein Fehler in Revision XY entdeckt worden. [Fehlerbeschreibung]. Wir arbeiten an einer Lösung. In der Zwischenzeit empfehlen wir [...]".

    Wenn Steve Ballmer und Steve Jobs in der Öffentlichkeit auftreten, dann müssen sie _immer_ ans verkaufen denken. Du kannst Steve Jobs nicht etwas fragen und eine ehrliche Antwort erwarten. Genau wie Du vom Microsoft Support keine ehrliche Antwort erhalten kannst.


    Was willst du sie fragen? Und wo lügen sie? Du kriegst vielleicht keine direkte Antwort auf Fragen wie: "Ist ihr Produkt für Aufgabe X besser geeignet als das der Firma Y?", wenn die Firma Y wahrscheinlich besser ist, aber eine Lüge wird ihnen wohl so schnell nicht entweichen. Und wenn du das im Forum irgendeines freien Projekts wieder fragst, kriegst du auch nicht sooo garantiert die Antwort, dich doch woanders umzuschauen.

    Bin ich etwa der einzige der sich heute noch beleidigt fühlt, wenn mich jemand anlügt? "Führende Zahnärzte empfehlen Colgate", "Wir haben eine vollkommen neue Art entwickelt, am Desktop zu navigieren"?
    Solch eine verlogene Scheiße gibt es bei freier Software nicht. Du kannst dort einzelne Menschen finden, die ein verzerrtes Weltbild haben. Aber der Status und die Pläne in einem FLOSS Projekt sind für jeden einsehbar.


    Keines deiner Beispiele ist eine Lüge. Übertreibung im Sinne der Werbung ist absolut zulässig. Viele freie/offene Projekte behaupten, dass man mit ihrer Software dasselbe machen kann wie mit der kommerziellen - zumindest, sobald sie fertig ist, derzeit ist es Version 0.x.y.z Build 1324 (ja, auf Firmen verkaufen unfertige Produkte, aber eben nicht _nur_ sie). Die Einsehbarkeit ist zwar gut und schön, hilft aber dem Laien meistens nichts. Dagegen hat er Rechtsansprüche gegen Firmen, die ihm etwas versprechen, was sie nicht halten können.

    Ja, nach 10 Jahren Gerichtsverhandlung hat Microsoft einige offene Schnittstellen. Dagegen gekämpft wird aber nach wie vor, z.b. wie derzeit mit dem OOXML Office Standard.


    Boo hoo. Wir hatten einige Zeit das Argument, dass sich alle nach uns richten sollten, weil wir den Standard haben, und jetzt haben die auch einen Standard *heul*. Und wenn die PC-Plattform mit DOS und Windows nicht schon seit ihrem Anfang extrem offen für Drittanbieter gewesen wäre, wäre sie nie so weit gekommen. Siehe Apple.

    Java ist derzeit vermutlich die größte kommerziell genutzte Softwareplattform überhaupt


    Ein schöner Werbespruch, was erfüllt der für Kriterien, die ihn nicht zu einer "Lüge" machen, so wie "Führende Zahnärzte empfehlen Colgate"? Und Windows ist das verbreiteteste Betriebssystem überhaupt. Und Windows ist proprietär. Der Internet Explorer ist der meistgenutzte Browser überhaupt. Proprietär. Sagt das jetzt irgendwas aus? Wenn ja, was?

    Hmm ich geb zu das ich (noch) nicht bis ganz nach unten gelesen habe, aber das ist doch auch eine sehr extreme Ansicht. Hat das hier wer behauptet?


    _Freie_ (!= offene) Software: http://www.gnu.org/philosophy/shouldbefree.html

    Freie Software und Sozialismus haben nicht viel gemeinsam.


    Das wollte ich auch nicht sagen. Eine tolle Idee bedeutet aber nicht zwingend eine tolle Praxis.

  • Zitat von fabs


    Da bin ich aber gespannt, wie das bei einem großen freien Projekt anders aussieht. Würden alle Leute Open Office verwenden und sich bei Problemen an die Entwickler persönlich wenden, dann würden die damit auch nicht fertig. Deswegen haben auch freie Projekte Ticket-Systeme und ähnliches.

    Wenn ich ein Ticket file, dann wende ich mich doch damit direkt an die Entwickler. Ich unterhalte und diskutiere dann im Ticket direkt mit den Menschen die die Software implementieren. Ich weiss wann wer an was arbeitet, und wo es Probleme gibt. Bei Microsoft Office habe ich keinen Zugriff auf das Ticket System.

    Ich arbeite seit Jahren mit freier Software, und der enge Kontakt mit den Entwicklern dieser Projekte ist für mich nicht wegzudenken. Ticket Systeme, Mailinglisten, IRC - Ich bin immer an der Quelle, und ohne diese Dinge könnte ich meine Arbeit oft nicht machen. Es gibt auch Mailinglisten für proprietärere Projekte, aber dort dürfen Entwickler nicht offen mit mir Sprechen.

    Zitat von fabs


    Andererseits muss ich denjenigen einmal finden, der sich soweit auskennt. Dann müsst ich vielleicht einen zweiten finden, um die Preise zu vergleichen.

    Ja, das nennt man "freie Marktwirtschaft". Ist mühsam, ich weiß. Aber die Alternativen sind nicht besser.


    Zitat von fabs


    Das hört sich aber bei Firmen wie bei freien Projekten gleich an. "Es ist ein Fehler in Revision XY entdeckt worden. [Fehlerbeschreibung]. Wir arbeiten an einer Lösung. In der Zwischenzeit empfehlen wir [...]".

    Ich quote mich hier am besten einfach nochmal selber:

    Zitat von a9bejo im letzen post


    Du kannst dort ebenso kommerzielles Interesse finden, sowie einzelne Menschen, die ein verzerrtes Weltbild haben. Aber der Status und die Pläne in einem FLOSS Projekt sind für jeden einsehbar.


    Zitat von fabs


    Boo hoo. Wir hatten einige Zeit das Argument, dass sich alle nach uns richten sollten, weil wir den Standard haben, und jetzt haben die auch einen Standard *heul*.

    "Wir" sind die Softwareindustrie ohne Microsoft, inklusive uns beiden, und "Die" sind der Vorstand der Firma Microsoft. Und "Die" haben selbstverständlich keinen Standard. Siehe hier.


    Zitat von fabs


    Ein schöner Werbespruch, was erfüllt der für Kriterien, die ihn nicht zu einer "Lüge" machen, so wie "Führende Zahnärzte empfehlen Colgate"?

    Das es die Beobachtung eines Anwenders ist und nicht die Aussage eines IBM/Sun/Siemens/wasauchimmer Salesman?

    Der Satz war meine Antwort auf

    Zitat von fabs


    Für mich ist das Gesamtpaket, das ich von Microsoft bekomme, einfach besser als alle möglichen Kombinationen von Linux-Teilen...Bin auch eher der grafische Typ und verstehe nicht, warum man in einer grafischen Oberfläche ein Kommandozeilenprogramm aufmacht

    Java ist ein Beispiel für ein extrem populäres Softwareprojekt, das nichts mit Terminals oder Linux Distributionen zu tun hat. "gui vs terminal" Diskussionen haben zu FLOSS kaum einen Bezug.

    lg, Benjamin Ferrari, bookworm.at

    3 Mal editiert, zuletzt von a9bejo (22. Dezember 2008 um 17:25)

  • ich bin der meinung, dass staatliche organisationen solche bilder, wenn vorhanden, zur verfügung stellen sollten.


    Ja. Das gleiche gilt für Kartenmaterial. Das Zeug wird teilweise mit viel Steuergeld erstellt und dann soll der Bürger nochmal extra bezahlen, wenn er das auch (in einem vernünftig nutzbaren Format) haben will.

    <edit> Manche Länder bauen dann aus irgendwelchen Gründen der Staatsräson auch noch Mist in die veröffentlichen Karten ein, um den "Gegner" zu verwirren. Danke! </edit>

    Wo kommt dann noch das Geld für die Leute her, die daran gearbeitet haben?


    Wenn man für die Software nicht bezahlen muß, muß man dafür aber auch kein Geld verdienen, um sie zu bekommen. D. h. der allgemeine Arbeitsaufwand sinkt, eigentlich ist das eine Effizienzsteigerung. Die momentane Wirtschaft interessiert sich aber nur dann für Effizienzsteigerungen, wenn dadurch der Profit wächst, nicht wenn die Arbeitslast für den einzelnen Menschen dadurch geringer wird.

    IMHO muß sich die Gesellschaft langsam von dem Ideal der Vollbeschäftigung lösen und aufhören, Arbeitslosigkeit als sowas wie eine Krankheit anzusehen. In Zukunft muß wahrscheinlich nur mehr ein vergleichsweise geringer Prozentsatz der Bevölkerung arbeiten, um alle notwendigen Güter herzustellen.

    Profitieren könnten davon alle. Das bedingt aber, daß man die Nichtarbeitenden nicht als nutzlose Esser ansieht, die man am Existenzminimum dahindümpeln lassen muß, sondern als Leute, die die Muße haben, sich in ihrer Freizeit mit Dingen zu beschäftigen, die sie interessieren.

    <offtopic>
    Wenn zB 20% der (momentanen) Weltbevölkerung den gesamten Konsumbedarf decken könnten, und sich von den restlichen 80% nur 0,01% freiwillig mit OSS-Projekten beschäftigen würden, hätten wir eine halbe Million Programmierer, die ohne Gewinnabsicht und alle damit verbundenen Nachteile für die Benutzer Software schreiben könnten.

    Momentan wird halt viel Arbeit "erfunden", nur damit jeder einen Job hat und die Wirtschaft "in Schwung bleibt". Der eine produziert einen Haufen beschriebenes Papier, das der nächste shreddert. So kriegen beide Geld und können sich was dafür kaufen, hat aber für sein Geld eigentlich keinen Mehrwert produziert. Vernünftiger wäre es, wenn Geld nicht das Maß aller Dinge wäre, sodaß man unnötige Jobs streichen und den Menschen die Zeit zurückgeben kann, OHNE daß sie deswegen verhungern müssen.
    </offtopic>

    Ich finde, freie Lizenzen haben eigentlich nur vor diesem Hintergrund Sinn.

    Einmal editiert, zuletzt von Jensi (22. Dezember 2008 um 16:28)

  • IMHO muß sich die Gesellschaft langsam von dem Ideal der Vollbeschäftigung lösen und aufhören, Arbeitslosigkeit als sowas wie eine Krankheit anzusehen. In Zukunft muß wahrscheinlich nur mehr ein vergleichsweise geringer Prozentsatz der Bevölkerung arbeiten, um alle notwendigen Güter herzustellen.

    Oje, ich glaub das war es dann zum Thema "freie Software". Jetzt wird in diesem Thread vermutlich nur noch über Grundgehalt diskutiert. Naja - Ist ja auch interessant. Hat aber mit dem eigentlichen Thema nichts zu tun.

  • Oje, ich glaub das war es dann zum Thema "freie Software". Jetzt wird in diesem Thread vermutlich nur noch über Grundgehalt diskutiert. Naja - Ist ja auch interessant. Hat aber mit dem eigentlichen Thema nichts zu tun.


    Deshalb hab ich ja auch Off-Topic dazugeschrieben. Wobei ganz trennen kann man das nicht, zumindest solang man nicht nur über die sachlichen Unterschiede zwischen freier und nicht-freier Software sprechen will, sondern auch über die Daseinsberechtigung selbiger.

  • Zitat von jensi

    Ich finde, freie Lizenzen haben eigentlich nur vor diesem Hintergrund Sinn.

    ok, hier mal ein klassisches Beispiel für einen ganz üblichen Einsatz von freier Software:

    IBM verkauft Problemlösungen für Großunternehmen: Kunden haben Probleme, IBM bietet Lösungen. Die Lösungen besteht aus proprietär Software, Hardware, Support und Consulting. Das alles soll für gutes Geld verkauft werden.

    IBM braucht für seine Lösungen eine Menge Tools, darunter ein Betriebssystem, eine Softwareplattform für Middleware, usw. Jedes dieser Projekte ist wiederum eine großes Projekt an sich.

    Konkurrent Sun braucht was ähnliches. Google auch, aber für was ganz anderes. Dann gibt es noch zig andere Unternehmen, auch ganz viele kleine, die das gleiche Problem haben. Also denken die sich: "Anstatt das wir die Ressourcen investieren und das alles selber bauen, machen wir lieber was zusammen. Konkurrieren tuen wir dann dann in unserem Kerngeschäft".

    Am Ende arbeiten also alle diese Unternehmen an gemeinsamen Projekten. Freie Software Lizenzen werden verwendet, weil sich jeder beteiligen kann, aber die Frage der Nutzungsrechte rechtlich geklärt ist. Noch dazu gibt es Hilfe von Hackern, die da auch eigenen Gründen mitmachen. Proprietär bleibt das, was man verkaufen möchte. Zum Beispiel IBMs Individuallösungen, oder Googles Applikationen.

    Dieses Beispiel hat jetzt wohl nichts mit einem Umdenken in der Gesellschaft zu tun. IBM und Sun und Google sind die klassischen, kaltherzigen, ausbeuterischen Großunternehmen, so wie wir sie schon immer gehabt haben. Open Source Lizenzen dienen der rechtlichen Absicherung von Joint ventures und sichern den Bestand von offenen Standards, die die Wettbewerbsfähigkeit sichern.

    Das wir am Ende alle etwas davon haben, weil jeder das Zeug von Google und IBM nehmen und weiterverwenden kann, ist eine tolle Sache. Das sich Hacker unabhängig von ihren Arbeitgebern an Projekten beteiligen ist auch großartig. Aber all das passiert doch nur, weil FLOSS die gute alte freie Marktwirtschaft antreibt.

    Es ist 2008, FLOSS Software ist heute aus der Softwareentwicklung nicht mehr wegzudenken. Ich finde heute darüber zu spekulieren, was der Einsatz von FLOSS für Auswirkungen auf die Softwareindustrie oder die Gesellschaft an sich haben könnte, ist absurd. Man kann sich doch einfach in der Gegenwart die Ergebnisse ansehen.

    lg, Benjamin Ferrari, bookworm.at

    2 Mal editiert, zuletzt von a9bejo (23. Dezember 2008 um 00:27)

  • Wie würde man das bei Software lösen? Nach welchen Prinzipien sollte da Geld verteilt werden? Wer entscheidet das?


    Ich finde, Terry Pratchett sollte entscheiden. Er wählt 100 Philosophen aus, denen man Geld en masse gibt. 99 davon produzieren nichts, aber der letzte schreibt die ultimative Spiegel-Segel-Feuer-Software. Alle freuen sich.

    Na gut, die Gießkanne, die woanders bestimmt so toll funktioniert, ist hier wahrscheinlich doch fehl am Platz. Dann muß die öffentliche Hand halt so entscheiden, wie sie es bei Forschungsprojekten tut. Oder wenn sie entscheidet, daß eine Straße von A nach B doch eine tolle Idee wäre. (Nur vielleicht ohne Schmiergeld und Parteibuchwirtschaft, aber das sind Übel an sich.) Ja, für Software gibts sowas noch nicht, aber das ist kein Grund, daß es das nicht geben könnte.


    EDIT: Eigentlich gibts alle wichtigen Zutaten für staatlich finanzierte freie Softwareprojekte jetzt schon. Wie mir gedämmert hat, arbeite ich auch gerade in sowas :) Ich bin in einem EU-Projekt, das unter dem Titel "Forschung und Entwicklung" läuft, und wo es hauptsächlich darum geht, daß mehrere (Konkurrenz-)Firmen ihre jeweiligen Software-Tools dazu bringen, miteinander Daten auszutauschen. Zwei Unis sind auch dabei. Projektaufsicht wird von einem Bürokraten der EU-Kommission ausgeübt, ihm stehen zwei Experten zur Verfügung. Wenn das Projekt nicht entsprechend den Vorgaben funktioniert, sind die Fördergelder bis auf den letzten Cent zurückzuzahlen. Das ist unser aller Steuergeld, und die Firmen, die es kriegen, müssen die Software dann nichtmal offenlegen. Dieser Aspekt ginge auch besser, ansonsten ist fast alles da...

    Bleibt noch immer die Entscheidung, was wie gefördert werden soll. Eine Idee wär zum Beispiel, sich mal anzuschauen, in welchen Bereichen Österreich/die EU von amerikanischer Software am abhängigsten ist. Oracle wurde schon genannt. Ich weiß nicht, inwiefern es als viel viel besser als PostgreSQL anzusehen ist, aber vielleicht wär das ein Ansatzpunkt: PostgreSQL ist zu langsam oder hat irgendwelche Schnittstellen nicht? Setzen wir mal ein paar Äffchen hin, die das ändern. Kosten pro Steuerzahler: Ungefähr 0 Cent. Nutzen für alle: Privatpersonen und Firmen müssen nicht mehr Millionen von Euro für Oracle ausgeben.

    Das ist jetzt schnell überlegt, aber vielleicht auch konkret und nützlich genug, um für dich interessant zu klingen.

    Zitat

    Ich hab auch nicht gemeint, dass sich die erste Firma XY was kauft und dann der Konkurrenz die Kopien schickt.


    Hmm. Du hast gemeint, es könnte einer etwas "kaufen" und dann an alle weitergeben. Du hast gemeint, daß das so ein Griff ins Klo wäre. Für "commercial off-the-shelf"-Software stimmt das, aber das ist nicht die einzige Art von Software, die es gibt. Und es ist auch nicht die Art von Software, die ich in meinem ersten Post in diesem Threadfragment angesprochen habe. Du widersprichst mir nicht, ich widerspreche dir nicht, wir reden einfach über unterschiedliche Dinge. Trinken wir darauf.

    *plantsch*

    2 Mal editiert, zuletzt von Plantschkuh! (23. Dezember 2008 um 07:00)

  • weil zum Broterwerb bleibt für den Informatiker dann halt noch überspitzt gesagt das Admin-sein.

    das sehe ich nicht so. wenn du informatiker als synonym fuer code-monkey verwendest, hast du wohl recht, aber was ist beispielsweise mit den ganzen hardware-entwicklern/hardware nahen informatikern? da laesst sich mit einem entsprechenden modell viel gewinnen. schau dir den linksys wrt54gl an. der war wohl recht erfolgreich. zumindest so erfolgreich, dass andere anbieter nachgezogen haben. da gibt es viele tolle beispiele wo freie software stark zur verbreitung beigetragen hat, oder die entwicklung erst moeglich gemacht hat. beispielsweise die ganzen gnu/linux basierenden set-top-boxen die sich gut verkauft haben. da wurde wohl einiges an entwicklungskosten und time-to-market gespart. ein letztes, aktuelles beispiel wo ich denke dass FOSS entscheidend fuer ein produkt war, ist das "kogan agora" mobiltelefon. was? von "kogan" noch nie gehoert? hatte ich auch nicht, aber gerade die verfuegbarkeit von android als plattform macht solche entwicklungen erst moeglich. ich gebe zu, alles sehr hardwarelastig, aber auch das ist ein bereich der informatik. aber wie sollen nun die code-monkeys zu ihrem geld kommen? das sehe ich wie plantschkuh, es gibt kein job-recht fuer sie. einfach bloed fuer sie gelaufen wenn leute, die spasz am programmieren haben, das auch tun und noch dazu von der mami gerlernt haben, dass man mit den anderen kindern teilt.

    ansonsten finde ich es schade, gleichzeitig bezeichnend, dass du entwickler von freier software als hobbybastler siehst. natuerlich gibt es die, keine frage, aber es gibt viele projekte in denen professionell gearbeitet wird. kennst du gut funktionierende, groeszere projekte von innen? debian oder linux? nehmen wir mal linux her. weiszt du da wie der entwicklungsprozess funktioniert oder denkst du da kommt ein lustiger hello-world coder daher und checkt mal schnell seinen code in den kernel ein? nur so als stichworte, bitte verzeih mir wenn ich da jetzt einige bereiche wie qualitaetsmanagement, code integritaet, usw wild mische, du kannst es ja genauer nachlesen (oder mich fragen):

    *) code wird auf der LKML diskutiert. wenn er nicht gut ist, ists da wohl schon vorbei fuer dich
    *) du hast fuer _jedes_ file einen MAINTAINER.
    *) du hast sub-architecture und architecture maintainer und den morton tree. (komm da mal mit deinem code durch, viel spasz).
    *) gut funktionierendes "web of trust" duch "git" und seine dezentrale natur. durch die ganzen level wird code von vertrauenswuerdigen personen rauf-gepullt.
    *) "signed-off-by" bei den commits um schnell dem schuldigen eine auf den deckel geben zu koennen.
    *) code integritaet durch sha1-summen in git.
    *) einen ganzen berg von guten testprojekten: test.kernel.org, ltp, autotest, kernel-perf,... (zusammen spielen die ziemlich alle stueckerln die man sich von professionellem testen erwarten kann, es stehen teilweise entsprechende firmen dahinter).

    ich weisz, nicht jedes FOSS projekt wird so professionell entwickelt wie linux, aber ich wollte nur aufzeigen, dass wir FOSS entwickler (und dazu zaehle ich mich) nicht auf der nudlsuppn dahergeschwommen sind und guter code nicht nur bei ach so professionellen leuten wie microsoft entstehen kann. lust auf genialen code: schau in die linux realtime sources.

    ansonsten bleibt mir wohl nur noch zu sagen, dass ich FOSS rein vom entwicklungsmodell als ueberlegen erachte und ich es zusaetzlich moralisch vertretbarer finde software frei zu entwickeln. zum finaziellen: programmieren macht mir zum glueck noch immer spasz und meine motivation fuer ein gutes FOSS projekt bis um 0600 vor dem pc zu hocken ist noch immer viel groeszer als fuer ein gut bezahltes, aber langweiliges projekt mein warmes bett zu verlassen.

    Willfähriges Mitglied des Fefe-Zeitbinder-Botnets und der Open Source Tea Party.

    2 Mal editiert, zuletzt von Kampi (24. Dezember 2008 um 01:13) aus folgendem Grund: typo

  • aber wie sollen nun die code-monkeys zu ihrem geld kommen? das sehe ich wie plantschkuh, es gibt kein job-recht fuer sie. einfach bloed fuer sie gelaufen wenn leute, die spasz am programmieren haben, das auch tun und noch dazu von der mami gerlernt haben, dass man mit den anderen kindern teilt.

    den letzten satz muss ich mir merken :lol:

  • oh mein gott

    eine studenten-links-weltverbesserer-alleswirdgut-richtung gegen eine wirtschaftler-daslebenisthart-geldverdienende-grundsätzlichanti-richtung

    Harte Diskussion Respekt! :thumb:

    There's a place in the dark where the animals go
    you can take off your skin in the cannibal glow
    Juliet loves a beat and the lust it commands
    drop the dagger and lather the blood on your hands - Romeo


  • Es ist aber auch die Wahrscheinlichkeit sehr gering, dass es ein Projekt gibt, das keinen Gewinn bringen würde und das 100 Freiwillige hat, von denen alle gleich wichtig sind.

    Also ersteres halte ich für sehr wahrscheinlich, sonst würden alle Software-Firmen ständig nur Gewinne einfahren. Zweiteres ist eher unwahrscheinlich, aber bei größeren Projekten besteht die Entwicklerbasis doch aus mehreren Menschen, die unabhängig voneinander sind.

    Zitat

    Das kommt drauf an, wie du "übers Ohr hauen" definierst. Betrug und ähnliches ist nämlich verboten und wird auch dementsprechend geahndet.

    Wenn die Strafe dafür geringer ist als der Gewinn, ist das egal.

    Zitat

    Dazu sag ich nur:

    Das ist Kapitalismus, keine Verschwörungstheorie.

    Zitat

    Das ist zumindest bei allen materiellen Produkten so.

    Ja, und bei freier Software wäre das äquivalent dazu, dass die Firma einen Bauplan des Produktes veröffentlicht, damit es jeder nachbauen und weiterentwickeln kann.

    Zitat

    Liest du dir den Sourcecode jedes Programms, um sicherzugehen, dass es nicht unerlaubt Daten sendest?

    Nein. Aber ich kann darauf vertrauen, dass es andere machen, wenn es sich z.B. in einem vertrauenswürdigen Repository befindet.

    Zitat

    Das findet man sogar in der Wikipedia:

    Ah, danke, nicht gewusst. Irgendwann scheint es aber doch aufgeflogen zu sein.

    Zitat

    Wenn eine Systemschnittstelle in einer großen Linux-Distribution geändert wird und ich entwickle noch für die alte Version, dann wird mein Produkt wohl bei vielen Leuten nicht laufen.

    Ja, aber: du kannst deine eigene Distribution entwickeln, die sich nur in dieser Schnittstelle von der ursprünglichen unterscheidet.

    Zitat

    Ja. Nur bei Apple kauf ich das ja praktisch mit. Dafür schleppen sie weniger "Altlasten" mit sich rum.



    Dafür bist du vollständig von Apple abhängig. Wenn Apple es so will, sind deine ganzen schönen Apple-Geräte rechtlich morgen kaum mehr als Elektroschrott.

    Zitat

    Das heißt also, ich muss hoffen, dass das Paket zufällig in meinem Repository drinnen ist oder alle, die es gibt, durchsuchen?

    Ja. Wobei die Repositories mancher Distributionen derart umfangreich sind, dass man kaum ein anderes verwenden muss.

  • oh mein gott


    ja mein kind?

    Zitat von Aeroflare

    eine studenten-links-weltverbesserer-alleswirdgut-richtung gegen eine wirtschaftler-daslebenisthart-geldverdienende-grundsätzlichanti-richtung


    dafür, dass du da drüber stehst, sollst du reich belohnt werden. ich verleihe dir den namen: aeroflare der gerechte. du darfst diesen titel innerhalb dieses threads in unbegrenztem umfang tragen.

    lg,
    gott

    ps: nein michi204 ist nicht wirklich gott, aber ihr werdet wohl nicht verlangen, dass ich mir für euer lächerliches forum einen eigenen account anlege, daher habe ich halt seinen gehaX0rt.

  • Wenn ich ein Ticket file, dann wende ich mich doch damit direkt an die Entwickler. Ich unterhalte und diskutiere dann im Ticket direkt mit den Menschen die die Software implementieren. Ich weiss wann wer an was arbeitet, und wo es Probleme gibt. Bei Microsoft Office habe ich keinen Zugriff auf das Ticket System.


    Bei Microsoft wendest du dich auch an den Entwickler - nämlich Microsoft. Dort gibt es irgendjemanden, dessen Job es ist, sich die Tickets anzusehen und in geeigneter Form darauf zu reagieren. Bei einem Produkt wie Office, das Millionen von Menschen verwenden, die noch dazu meistens ziemliche DAUs sind, geht das auch nicht anders - denn die meisten davon können wahrscheinlich nicht einmal richtig angeben, wen das Problem jetzt eigentlich angeht, und du kannst nicht einfach die Entwicklungsgruppen mit irgendwelchen Problemberichten zumüllen, die eigentlich jemand anderes angehen. Eine solche Nähe würde bei freien Projekten auch nicht mehr funktionieren, wenn sie denn mal von vielen Standard-Usern verwendet werden würden. Für die erfahreneren Benutzer versucht man sich eh über Blogs, Streams, Live-Chats u.Ä. zu behelfen.

    Ja, das nennt man "freie Marktwirtschaft". Ist mühsam, ich weiß. Aber die Alternativen sind nicht besser.


    Ich finde es schon besser, den Hersteller als Service-Dienstleister und Ansprechpartner zu haben - das hat aber nichts mit freier Marktwirtschaft oder nicht zu tun.

    Java ist ein Beispiel für ein extrem populäres Softwareprojekt, das nichts mit Terminals oder Linux Distributionen zu tun hat. "gui vs terminal" Diskussionen haben zu FLOSS kaum einen Bezug.


    Ersteres stimmt schon, zweiteres schon weniger. Proprietäre Software ist ihren freien Gegenstücken in der Bedienbarkeit zumeist überlegen. Und das ist auch ein Kriterium, an dem sich Software messen lassen muss - und mit ihr das Paradigma, unter dem sie erstellt wurde.

    Ja. Das gleiche gilt für Kartenmaterial. Das Zeug wird teilweise mit viel Steuergeld erstellt und dann soll der Bürger nochmal extra bezahlen, wenn er das auch (in einem vernünftig nutzbaren Format) haben will.


    /agree

    Wenn man für die Software nicht bezahlen muß, muß man dafür aber auch kein Geld verdienen, um sie zu bekommen. D. h. der allgemeine Arbeitsaufwand sinkt, eigentlich ist das eine Effizienzsteigerung.


    Bei gleichbleibender Softwareproduktion bleibt aber auch der Arbeitsaufwand gleich. D.h. du hast einen Effizienzverlust, weil du gleich viel Arbeit bei weniger Wertschöpfung hast.

    IMHO muß sich die Gesellschaft langsam von dem Ideal der Vollbeschäftigung lösen und aufhören, Arbeitslosigkeit als sowas wie eine Krankheit anzusehen. In Zukunft muß wahrscheinlich nur mehr ein vergleichsweise geringer Prozentsatz der Bevölkerung arbeiten, um alle notwendigen Güter herzustellen.

    Profitieren könnten davon alle. Das bedingt aber, daß man die Nichtarbeitenden nicht als nutzlose Esser ansieht, die man am Existenzminimum dahindümpeln lassen muß, sondern als Leute, die die Muße haben, sich in ihrer Freizeit mit Dingen zu beschäftigen, die sie interessieren.


    Mit dem ersten Absatz stimme ich vollkommen überein. Beim zweiten möchte ich aber anmerken, dass du es, wenn du ohne messbare Leistung ein Leben über dem Existenzminimum zulässt, schwer haben wirst, Menschen für weniger attraktive Jobs zu finden, die trotzdem gemacht werden müssen. Wer für alle Nutzen bringt mit den Dingen, mit denen er sich beschäftigt, der soll dafür auch entsprechend belohnt werden.

    ok, hier mal ein klassisches Beispiel für einen ganz üblichen Einsatz von freier Software:
    [...]


    Ja, nur nach der FLOSS-Philosophie wären die weiterhin proprietären Produkte von Sun, IBM & Co. immer noch minderwertig, weil sie nicht überprüfbar sind, weil man sie nicht verändern und nicht weitergeben darf etc.

    Ich finde, Terry Pratchett sollte entscheiden. Er wählt 100 Philosophen aus, denen man Geld en masse gibt. 99 davon produzieren nichts, aber der letzte schreibt die ultimative Spiegel-Segel-Feuer-Software. Alle freuen sich.


    Schön, dass du eine lieblings-Aussage von mir hast.

    Na gut, die Gießkanne, die woanders bestimmt so toll funktioniert, ist hier wahrscheinlich doch fehl am Platz. [...]


    Ja. Das denke ich. Und zwar ganz einfach deswegen, weil das Feld für die Gießkanne zu groß ist. Wenn jemand ein Programm für das iPhone entwickelt und für einen Euro das Stück verkauft, wird es einfach zu aufwändig, diese Einkünfte auch über eine gemeinsame staatliche Verteilung sicherzustellen. Denn was wären die Kriterien dafür, dass ich Geld kriege, und wieviel würde ich kriegen? Was ist mit denen, die ähnliche Programme bisher gratis bereitgestellt haben? Wie viel kriegen die? Wie misst man den Wert und Erfolg des Projekts. Oder wird einfach jeder für die Stunden, die er angibt, programmiert zu haben, bezahlt?

    Eine andere Sache ist das gezielte Fördern von Projekten, wie du es auch erwähnt hast. Das ist natürlich ok, wenn man bestimmte Ziele erreichen möchte. Aber als basis-Entlohnungssystem für Software-Ersteller, damit dann alles frei ist, kann ich mir einfach nicht vorstellen.

    das sehe ich nicht so. wenn du informatiker als synonym fuer code-monkey verwendest, hast du wohl recht, aber was ist beispielsweise mit den ganzen hardware-entwicklern/hardware nahen informatikern? [...] aber wie sollen nun die code-monkeys zu ihrem geld kommen? das sehe ich wie plantschkuh, es gibt kein job-recht fuer sie. einfach bloed fuer sie gelaufen wenn leute, die spasz am programmieren haben, das auch tun und noch dazu von der mami gerlernt haben, dass man mit den anderen kindern teilt.


    Klar, solange man dann was materielles in der Hand hat, kann man sich ja auf Konstruktionskosten berufen. Ich stimme euch ja auch zu, dass niemand ein Recht auf seinen Job hat. Das Problem ist nur, dass ich glaube, dass, wenn niemand mehr solche Aufgaben in seinem Job erledigt, sondern nur noch in seiner Freizeit, dann haben die Leute weniger Übung, weniger persönlichen Kontakt zu den anderen Leuten ihrens Fachs (sowas scheint doch wichtig zu sein, neulich las ich von einer Plattform für Freiberufler, die gemeinsame Meetings und sogar Büros organisiert, damit die nicht immer alleine zuhause hocken), und den Kopf auch eventuell voll mit anderen Dingen. Forschung & Entwicklung ging in der jüngeren Geschichte ja auch deshalb schneller, weil man Leute dafür bezahlt hat, sich den ganzen Tag damit zu beschäftigen. Das macht man auf einer Uni zwar auch, aber anders organisiert, und ich denke, beide Systeme zusammen erreichen mehr. Da ich ein Fan der Grundsicherung für alle bin, könnt ihr jetzt sagen, man braucht eh keinen Job und kann sich daheim den ganzen Tag damit beschäftigen. Ja, aber ich finde, wenn man was produktives macht, sollte man auch entsprechend dafür belohnt werden, und das ist einfach nicht wirklich messbar, wenn man nur sich selbst verwantwortlich ist und das Produkt dann frei hergibt.

    ansonsten finde ich es schade, gleichzeitig bezeichnend, dass du entwickler von freier software als hobbybastler siehst. natuerlich gibt es die, keine frage, aber es gibt viele projekte in denen professionell gearbeitet wird. kennst du gut funktionierende, groeszere projekte von innen? debian oder linux? nehmen wir mal linux her. weiszt du da wie der entwicklungsprozess [...]


    Mich würde jetzt aber der Entscheidungsprozess interessieren. Wenn jetzt kommt: die Community entscheidet, dann würde ich gerne wissen, wer ist die Community? Funktioniert die Entscheidung so wie beim SMS-Voting bei Starmania, nur halt übers Web? Gewinnt der, der im Forum am lautesten schreit? Es gibt einen Maintainer für jedes File - was für Verantwortung und Befugnisse hat der? Wie wird man Maintainer? Was soll "komm da mal mit deinem code durch, viel spasz" im Zusammenhang mit "jeder kann mitmachen" bedeuten? "Web of trust", wie komm ich rein, wer entscheidet das?

    Also ersteres halte ich für sehr wahrscheinlich, sonst würden alle Software-Firmen ständig nur Gewinne einfahren. Zweiteres ist eher unwahrscheinlich, aber bei größeren Projekten besteht die Entwicklerbasis doch aus mehreren Menschen, die unabhängig voneinander sind.


    Das sollte nicht in ersteres und zweiteres aufgeteilt werden, sondern war nur eine Kombination, die ich unwahrscheinlich finde. Wenn man keinen Gewinn mit einem Projekt machen kann, wird es wohl nicht so wichtig sein, weil sonst würde ja jemand dafür zahlen. Wenn es nun aber nicht so wichtig ist, werden sich auch nicht so viele Leute dahinterklemmen. D.h. irgendeine neue Editor-Abwandlung wird wohl keine 100 Leute beschäftigen, sondern wohl eher 5, und wenns da zwei wichtige Teammitglieder nicht mehr freut, werden sich die anderen 3 wohl auch über kurz oder lang zurückziehen.


    Wenn die Strafe dafür geringer ist als der Gewinn, ist das egal.

    Firmen und Manager sind nicht aus Prinzip böse. Es mag schwarze Schafe geben, aber ich behaupte, dass sich die meisten schon halbwegs an die Gesetze halten.


    Das ist Kapitalismus, keine Verschwörungstheorie.

    Und du sagst selber, dass Firmen für mehr Gewinn alles tun, wenn sie nur eine geringere Strafe zahlen müssen. Was hindert nun Firmen, die über Serviceverträge ihr Geld verdienen, Fehler in ihre Produkte einzubauen?


    Ja, und bei freier Software wäre das äquivalent dazu, dass die Firma einen Bauplan des Produktes veröffentlicht, damit es jeder nachbauen und weiterentwickeln kann.


    Genau, und Coca Cola veröffentlicht sein Rezept, damit es jeder nachmischen und verbessern kann.

    Nein. Aber ich kann darauf vertrauen, dass es andere machen, wenn es sich z.B. in einem vertrauenswürdigen Repository befindet.


    Also man kann darauf vertrauen, dass es einen Menschen gibt, der sich den ganzen Sourcecode genauestens angeschaut hat, damit er auf solche Sachen draufkommen könnte, aber nichts gefunden hat, und dass er, wenn er doch etwas gefunden hätte, Schritte unternommen hätte, um dich davor zu bewahren, diese Software zu benutzen - und im Gegenzug kann man nicht darauf vertrauen, dass eine Firma sich mit ihren Kunden gut stellen möchte, um auch weiterhin Kunden zu haben, sondern man kann vielmehr darauf vertrauen, dass sie alles tut, um dein Vertrauen so weiter wie möglich auszunutzen, so lange es geht?

    Ah, danke, nicht gewusst. Irgendwann scheint es aber doch aufgeflogen zu sein.


    Es ist eben auch irgendwann aufgeflogen, dass Programm X von Firma Y persönliche Daten der Nutzer an Firma Y schickt.

    Ja, aber: du kannst deine eigene Distribution entwickeln, die sich nur in dieser Schnittstelle von der ursprünglichen unterscheidet.


    Das Programm verbreitet sich sicher gut. "Hey Leute, ich hab da ein tolles Programm entwickelt, ihr braucht dafür nur auch noch meine Systemdistribution verwenden. Wenn ihr für irgendwas eine neuere Version braucht, dann behaltet euch halt beide und startet das System, das ihr gerade braucht!"

    Dafür bist du vollständig von Apple abhängig. Wenn Apple es so will, sind deine ganzen schönen Apple-Geräte rechtlich morgen kaum mehr als Elektroschrott.


    Das weiß ich, und ich bin auch kein Fan von Apple und besitze auch kein Produkt von Apple. Es ist aber eben auch so, dass du das so mitkaufst, wie wenn du eine Spielekonsole kaufst, von der du weißt, dass es in ein paar Jahren auch ein Nachfolgermodell und dann bald keine Spiele dafür mehr geben wird.


  • Und du sagst selber, dass Firmen für mehr Gewinn alles tun, wenn sie nur eine geringere Strafe zahlen müssen. Was hindert nun Firmen, die über Serviceverträge ihr Geld verdienen, Fehler in ihre Produkte einzubauen?

    Erstens sind manche Serviceverträge pauschal - die Firma bekommt das Geld, unabhängig davon, ob das Service benötigt wird. Wird kein Service benötigt, hat die Firma die Einnahmen vom Vertrag ohne Ausgaben für tatsächliches Service.

    Zweitens führen (gravierende) Fehler zu schlechterem Image für das Produkt, damit zu weniger Benutzern und daher zu weniger verkauften Serviceverträgen.

    Im Endeffekt führen daher absichtlich eingebaute Fehler u.U. zu weniger Profit.

    Zitat

    Genau, und Coca Cola veröffentlicht sein Rezept, damit es jeder nachmischen und verbessern kann.

    Wäre Coca-Cola OSS, würde es genau so aussehen.

    Zitat

    und im Gegenzug kann man nicht darauf vertrauen, dass eine Firma sich mit ihren Kunden gut stellen möchte, um auch weiterhin Kunden zu haben, sondern man kann vielmehr darauf vertrauen, dass sie alles tut, um dein Vertrauen so weiter wie möglich auszunutzen, so lange es geht?

    Die Firma muss ja - weil es eben nicht OSS ist - nicht davon ausgehen, dass es tatsächlich auffliegt.

    Zitat

    Das Programm verbreitet sich sicher gut.

    Gerade im Embedded-Bereich kann ich mir sowas durchaus vorstellen. Abgesehen davon muss es ja nicht eine ganze geforkte Distribution sein.

  • Das Problem ist nur, dass ich glaube, dass, wenn niemand mehr solche Aufgaben in seinem Job erledigt, sondern nur noch in seiner Freizeit, dann haben die Leute weniger Übung, weniger persönlichen Kontakt zu den anderen Leuten ihrens Fachs (sowas scheint doch wichtig zu sein, neulich las ich von einer Plattform für Freiberufler, die gemeinsame Meetings und sogar Büros organisiert, damit die nicht immer alleine zuhause hocken), und den Kopf auch eventuell voll mit anderen Dingen.

    ich sehe schon, es faellt dir anscheinend schwer dein denkmuster zu verlassen ("freie software programmierer als ungewaschene kellerkinder").
    a) FOSS entwicklung passiert auch in jobs!
    b) der kontakt unter den entwicklern funktioniert imho recht gut. es gibt ja viele moeglichkeiten zu kommunizieren. email, IRC sind gaengig. sonst gibt es genug moeglichkeiten wo entwickler zusammen kommen. nahezu jedes projekt hat konferenzen, wo sich die entwickler treffen.

    Zitat von fabs


    Mich würde jetzt aber der Entscheidungsprozess interessieren

    da gibt es nicht einen richtigen weg. ich spreche mal vom kernel.

    Zitat von fabs


    Funktioniert die Entscheidung so wie beim SMS-Voting bei Starmania, nur halt übers Web?


    1. hohoho
    2. nein
    3. im prinzip benevolent dictatorship auf allen ebenen. jeder sub-architecture / architecture maintainer entscheidet was gut ist oder nicht. das letzte wort hat immer noch linus.

    Zitat von fabs


    Gewinnt der, der im Forum am lautesten schreit?

    foren sind fuer kernel entwicklung uninteressant. geschriehen wird auf der LKML ;)

    Zitat von fabs


    Es gibt einen Maintainer für jedes File - was für Verantwortung und Befugnisse hat der?

    vor allem ist er ansprechpartner wenn du meinst er ist an etwas schuld, du gerne patches zuschicken willst, oder du an dem breich interessiert bist.

    Zitat von fabs


    Was soll "komm da mal mit deinem code durch, viel spasz" im Zusammenhang mit "jeder kann mitmachen" bedeuten?

    jeder kann und darf mitmachen. das heiszt nicht, dass die verantwortlichen nur darauf warten bis jemand mit seinem schlechten code daher kommt um ihn mainline zu pushen. und genau das ist verdammt schwer. nur wirklich guter code kommt mainline. genau hier sehe ich ein problem. leute haben nicht die leiseste ahnung wie die entwicklung wirklich funktioniert, denken sich aber da kann jeder daher kommen und schnell mal code beisteuern. so ist es nicht. aber du bist herzlich eingeladen es zu versuchen.

    Zitat von fabs


    "Web of trust", wie komm ich rein, wer entscheidet das?

    da gibt es keinen obermacker dem du geld zusteckst damit du dabei bist. du schreibst gute patches, dein git-repo wird gepullt, du schreibst weiter guten code uswusf. so bekommst du bei den zustaendigen leuten einen namen. formale kritaerien ala 100 patches + 2k LOCs gibt es nicht.

    Willfähriges Mitglied des Fefe-Zeitbinder-Botnets und der Open Source Tea Party.

  • Ich finde es schon besser, den Hersteller als Service-Dienstleister und Ansprechpartner zu haben - das hat aber nichts mit freier Marktwirtschaft oder nicht zu tun.


    Freie Software und Hersteller als Service Dienstleister schließen sich ja nicht aus.

    Zitat

    Proprietäre Software ist ihren freien Gegenstücken in der Bedienbarkeit zumeist überlegen.

    Ist das so? Ich finde den pdf Export aus OpenOffice eigentlich um einiges "bedienbarer", als mir irgendein Tool über Google zu suchen, welches sich dann als Druckertreiber installiert nur um auch mit MS Office pfd Dateien erzeugen zu können.

    Zitat

    Und du sagst selber, dass Firmen für mehr Gewinn alles tun, wenn sie nur eine geringere Strafe zahlen müssen. Was hindert nun Firmen, die über Serviceverträge ihr Geld verdienen, Fehler in ihre Produkte einzubauen?


    Nichts. Aber wenn der Sourcecode verfügbar ist können andere den Fehler ausbessern.

    Zitat

    Genau, und Coca Cola veröffentlicht sein Rezept, damit es jeder nachmischen und verbessern kann.

    Was wäre so schlecht daran?

    Aus 100% Apfelsaftkonzentrat. Kann Spuren von Nüssen enthalten.

  • Proprietäre Software ist ihren freien Gegenstücken in der Bedienbarkeit zumeist überlegen.

    Sei mir nicht bös, aber das ist eine eher unvorsichtige Aussage, über die du glaub ich nicht lange genug nachgedacht hast.

    • Terminals, die du nicht magst, kommen aus der proprietären Softwarewelt.
    • Firefox ist wirklich so viel schwerer zu bedienen als Opera?
    • R ist wirklich komplizierter als SAS ?
    • OpenSolaris ist komplizierter als AIX ?
    • cp ist komplizierter als xcopy?

    Ich weiß, du hast 'zumeist' geschrieben. Aber nach welchen Zahlen richtest du dich da? Aus meiner Erfahrung hängt die Qualität einer Software nicht von der Lizenz ab, sondern davon wer sie entwickelt, und welche Mittel dafür zur Verfügung stehen.


    Ja, nur nach der FLOSS-Philosophie wären die weiterhin proprietären Produkte von Sun, IBM & Co. immer noch minderwertig, weil sie nicht überprüfbar sind, weil man sie nicht verändern und nicht weitergeben darf etc.

    Das mag so sein oder nicht - Ich argumentiere sicher nicht dafür. Wenn man in einer Diskussion siegreich vom Platz gehen möchte, dann muss man entweder seinen eigenen Horizont erweitern, oder den der anderen. Man erreicht keines von beiden, wenn man sich auf die absurden Extreme stürzt: Die sind meistens leicht zu wiederlegen, aber gerade deswegen glaubt auch niemand daran.

    Ich für meinen Teil habe nie behauptet das proprietäre Software nicht gut sein kann, oder das es sie überhaupt gar nicht geben darf. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie stark diese Meinung hier überhaupt vertreten ist.

    Meine Ansichten, als Zusammenfassung:

    lg, Benjamin Ferrari, bookworm.at

    Einmal editiert, zuletzt von a9bejo (23. Dezember 2008 um 18:10)

  • Aeroflare der Gerechte sagt: Heil FLOSS!

    There's a place in the dark where the animals go
    you can take off your skin in the cannibal glow
    Juliet loves a beat and the lust it commands
    drop the dagger and lather the blood on your hands - Romeo


  • Firefox ist wirklich so viel schwerer zu bedienen als Opera?

    Ähem. Als bekennender Opera-auch-unter-Linux Nutzer muss ich da mal eines klarstellen. Da gehts nicht um "schwer" oder gar "schwierig", sondern um angenehm und intuitiv. Opera lässt sich super ohne Maus bedienen, einfach Shift halten, und mit den Pfeiltasten Links anspringen. Besonders in Tabellenartigen Seiten (Foren z.B.) geht das sehr angenehm. Unter Firefox schläft man auf der Tab-Taste ein, bis man endlich dort ist, wo man hinwill. Grad unterwegs, wo ich keine Maus hab, bin ich froh, mich nicht mit dem Touchpad nerven zu müssen.

    In einen FBO rendern ist wie eine Schachtel Pralinen - man weiß nie, was man kriegt.

  • oehm wolfi, da hast du aber an der eigentlichen aussage vorbei argumentiert. war die aussage nicht eher, dass beides nette browser sind die im prinzip gleich gut sind obwohl einer der beiden frei entwickelt wird? das war ja kein opera-ist-boese, sondern sollte zeigen, dass FOSS nicht notwendigerweise nerdig und kompliziert sein muss.

    und mein senf zu opera: es wuerde mich ja fast wundern wenn es keine FF extension gaebe, die die steuerung von opera nachbaut (ohne das jetzt selbst ueberprueft zu haben). und wenn du schon so gerne mit der tastatur arbeitest, wo ist vimperator fuer opera? und wo ist die gnu/linux ppc version? gibt es nicht. tja, closed-source und kann somit nur dorthin portiert werden wo die herrn entwickler glauben es macht sinn. somit koennte ich (ich habe ppcs mit gnu/linux) opera nicht mal verwenden wenn ich wollte.
    das beispiel zeigt eines der vielen probleme der proprietaeren entwicklung auf. es wird nur das gemacht wo kohle raus schaut. will man was spezielles, hat man einfach pech.

    Willfähriges Mitglied des Fefe-Zeitbinder-Botnets und der Open Source Tea Party.

    Einmal editiert, zuletzt von Kampi (24. Dezember 2008 um 14:52)

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