Ich versteh einfach nicht diesen Hass der Leuten entgegenschlägt die nicht dem Wahn hinterherrennen möglichst viel zu arbeiten und ständig zu schuften.
Finde ich auch.
Mit Erschrecken stelle ich oft fest, wie sehr die Leistungsgesellschaft auch bei mir eingeschlagen hat.
Ich kann ja nichtmal mehr normal ein Hobby betreiben weil ich ein schlechtes Gewissen habe, weil ich "nicht produktiv bin".
Sofort ist zu überlegen, wie man aus dem Hobby auch was Produktives machen kann, sonst ist es "ja sinnlos".
Letztendlich bin ich soviel damit beschäftigt, ein schlechtes Gewissen zu haben, dass die Hälfte meiner Energie schon dafür draufgeht.
Meine Freundin hat mir schon mehr als einmal vorgeworfen, dass ich von dem Moment an, an dem ich aufstehe bis zu dem Zeitpunkt an dem ich endlich unruhig einschlafe, von nichts anderem rede als von Uni, Arbeit und Training.
Dadurch aber so erschöpft bin, dass ich pro Tag locker 16h durchschlafen könnte und dann noch fertiger bin weil ich ein schlechtes Gewissen wegen zu langem Schlafen habe :).
Dass ich mich über keine Leistung freuen kann, weils immer besser gegangen wäre ("super, jetz hab ich Matura.. und?", "verdammt, nur nen zweier auf die prüfung", "naja, nen einser aber so wirklich verdient hab ich ihn nicht, hab ja bei einem punkt nicht alles gewusst"..) macht das Ganze auch nicht besser.
Und letztendlich ists genau das Leistungsdenken, das dafür sorgt, dass ich kaum noch Leistung erbringe.
Und irgendwie komme ich da nicht wirklich raus.
Natürlich ist es nicht ok, auf Kosten Anderer zu leben.. aber ganz ehrlich: gäbe es die geplante Grundsicherung mit der ich mehr "verdienen" würde als jetzt ohne mir den A.. aufzureissen, würd ich mir wohl auch wie ein Idiot vorkommen, den anderen alles zu finanzieren und das selber ausnutzen.
Ist ja jetzt schon so, dass Bekannte von mir seit 3 Jahren arbeitslos sind.. regelmässig mal nen AMS-Kurs schieben und sich bei Pflicht-Bewerbungen dumm anstellen und damit finanziell wesentlich besser leben als ich mit Arbeit + Studium.
Also entweder dem Arbeits- oder dem Faulheitswahn verfallen.. ich halte beide Extreme nicht für gut und fände es sinnvoll, einen "gesunden, ausgeglichenen Lebensstil" als Ideal zu propagieren.
Aber es gibt ja einige grobe Dysbalancen in der Gesellschaft.